Prostatakrebs im Urin riechbar

In einer französischen Studie wurde erstmals gezeigt, dass Hunde Prostatakrebs im Urin erschnüffeln können. Dies weckt Hoffnungen auf eine bessere Früherkennung des Prostatakarzinoms anhand von Geruchsstoffen.

Dass sich manche Krankheiten am Geruch erkennen lassen, wissen Ärzte schon seit langem. Ist beispielsweise der Stoffwechsel im Rahmen der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sowie bestimmter Erkrankungen der Nieren oder Leber schwer gestört, so riecht die Ausatemluft der Betroffenen ganz charakteristisch. Die Idee, Hunde, die einen erheblich feineren Geruchssinn besitzen als der Mensch, zum Aufspüren von Krankheiten einzusetzen, ist deshalb nur logisch und ebenfalls nicht neu.

So können zum Beispiel manche Begleithunde von Zuckerkranken eine Entgleisung des Blutzuckers ihrer Besitzer früh erschnüffeln und eine Warnung abgeben. Ebenso gibt es Untersuchungen zum Einsatz von Hunden bei der Diagnostik bösartiger Tumoren wie Lungen-, Blasen- und Brustkrebs (mit unterschiedlichem Erfolg). In Frankreich befassten sich jetzt Forscher mit dem Aufspüren von Prostatakrebs:

Eingeschlossen in die Studie waren 108 Männer, die wegen eines erhöhten PSA-Werts oder einer auffälligen digitalen rektalen Untersuchung (DRU) weiter untersucht wurden. Dabei erfolgte in allen Fällen auch eine (ggf. erneute) DRU, in deren Anschluss die Männer Urinproben abgaben. Später unterzogen sich alle einer Standard-Prostatabiopsie (mit 12 Gewebeproben), anhand derer man die Männer als von Prostatakrebsbetroffen (59, „positive“ Urinprobe) oder nicht betroffen (49, „negative“ Urinprobe) einteilte.

Diese Urinproben verwendete man dann für die Studie: Zunächst bildeten professionelle Hundetrainer einen zuvor untrainierten belgischen Schäferhund 16 Monate lang aus. In den Tests hatte der Hund dann die Auswahl aus jeweils sechs Proben, einer von 33 positiven und fünf von 33 negativen, wobei die Trainer die Anordnung nicht kannten.

Der Hund wählte dabei im ersten Durchgang 30 der 33 positiven Proben und 3 der negativen Proben aus. Daraus errechnete sich eine Sensitivität (Wahrscheinlichkeit, dass Kranke als krank erkannt werden) und eine Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass Gesunde als gesund erkannt werden) des Tests von jeweils 91%. Die drei nicht ausgewählten positiven Proben erkannte der Hund übrigens im zweiten Durchgang dann richtig, und bei den drei Männern, deren Urinproben er „fälschlich“ ausgewählt hatte, erfolgte eine zweite Biopsie, die in einem Fall Prostatakrebs ergab.

Diese Ergebnisse, so die Autoren, zeigten zum ersten Mal, dass ein ordentlich ausgebildeter Hund zwischen Urinproben von Patienten mit und ohne Prostatakrebs mit hoher Genauigkeit unterscheiden kann. Das fehlende Vortraining und das professionelle Training des Hundes lieferten eine Erklärung für abweichende Ergebnisse anderer Untersuchungen. Prostatakrebs habe also eine „Geruchssignatur“, bestehend aus einem Stoff oder mehreren Stoffen, die noch unbekannt sei und analysiert werden müsse.Die Autoren führten weiterhin einige Schwachpunkte an ihrer Studie auf, die dagegen sprechen diese Untersuchungsmethode generell in der Praxis zu verwenden, was im übrigen auch gar nicht beabsichtigt sei. Sie sahen darin vielmehr den Anlass zu weiteren Untersuchungen des Stoffwechsels von Prostatakrebszellen und der von ihnen gebildeten Geruchsstoffe. Die Identifizierung der Stoffe, bei der auch dieser speziell trainierte Hund eingesetzt werden sollte, könnte zu einem hilfreichen Instrument für das Screening (die Reihenuntersuchung) auf Prostatakrebs führen. Die Studie, so das Fazit, öffnete damit die Tür zu einer künftigen Diagnose von Prostatakrebs anhand des Geruchs.

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