Musik macht die Biopsie erträglicher

Das Tragen von geräuschdämmenden Kopfhörern alleine reichte nicht aus. Nur wenn daraus noch Musik ertönte, hatten Patienten bei der Prostatabiopsie weniger Schmerzen und Angst, so Ergebnisse einer Studie.

Wenn sich bei der Tastuntersuchung (s. DRU), im Ultraschall (s. TRUS) oder bei der Bestimmung des PSA-Werts (s. PSA-Wert Bestimmung) auffällige Befunde ergeben, kann eine Probeentnahme aus der Prostata helfen abzuklären, ob Prostatakrebs vorhanden ist (Näheres dazu s. Prostatabiopsie).

Eine solche Prostatabiopsie wird verhältnismäßig häufig durchgeführt, und manche Männer empfinden sie als stressig, angstauslösend, schmerzhaft oder unangenehm. Dabei treiben Befürchtungen und Ängste nicht nur Blutdruck, Puls und Atmung an, sondern steigern auch das Schmerzempfinden. Musik dagegen ist ein Mittel zur Entspannung. Sie aktiviert zudem bestimmte Bereiche des Gehirns und dämpft damit nachgewiesenermaßen das Schmerzempfinden.

Gründe für die Studie und Durchführung

Bei der Prostatabiopsie entstehen laute Klickgeräusche, wenn die Proben entnommen werden. Diese und andere Geräusche können den Patienten beunruhigen. Die Studie wurde durchgeführt, um herauszufinden, ob das Tragen von geräuschdämmenden Kopfhörern mit und ohne Musik das Schmerzempfinden und die Angst der Patienten beeinflusst.

An der Studie nahmen 88 Männer teil, zufällig eingeteilt in drei Gruppen. Vor und nach dem Eingriff stufte jeder sein Schmerzempfinden und seine Angst anhand verschiedener standardisierter Fragebogen ein. Außerdem wurden Blutdruck, Puls und Atemfrequenz gemessen.

Der Eingriff selbst fand als Standard-Biopsie statt (TRUS-gesteuerte transrektale Prostatastanzbiopsie), bei der in örtlicher Betäubung 12 Gewebeproben entnommen wurden. Dabei trugen 31 Männer geräuschdämmende Kopfhörer, über die sie die Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach in einer für sie angenehmen Lautstärke zu hören bekamen (Musik-Gruppe). 29 Männer trugen ebensolche Kopfhörer, aber ohne Musik (Kopfhörer-Gruppe), und 28 Männer trugen keine Kopfhörer (Kontroll-Gruppe).

Ergebnisse und Beurteilung

In allen Gruppen waren das Schmerzempfinden und der systolische (obere) Blutdruckwert nach dem Eingriff höher als vorher. Allerdings fiel die Zunahme in der Musik-Gruppe am geringsten aus, die Kopfhörer-Gruppe belegte Platz zwei. Der diastolische (untere) Blutdruckwert stieg in der Musik-Gruppe im Gegensatz zu den anderen beiden Gruppen praktisch nicht an. Angst, Puls und Atemfrequenz bleiben dagegen bei allen annähernd gleich, wobei die Angst in der Kopfhörer-Gruppe insgesamt am größten war.

Aus anderen Studien sei bekannt, so die Autoren, wie Angst das Schmerzempfinden steigert. Ebenso sei nachgewiesen, dass der diastolische, nicht der systolische Blutdruckwert Angst und Schmerz zuverlässig anzeigt. Der ausbleibende Anstieg des diastolischen Drucks in der Musik-Gruppe und die anderen Ergebnisse zeigten, dass die Musik aus den geräuschdämmenden Kopfhörern anscheinend das Schmerzempfinden und die Angst verändert. Das Tragen der Kopfhörer alleine hatte keinen messbaren Effekt.

Die Autoren gaben auch einige Schwächen ihrer Studie zu wie die relativ kleine Patientenzahl und die Tatsache, dass die Kopfhörer die Geräusche der Biopsie nur dämpfen, nicht aber komplett ausblenden konnten. Außerdem hatten sie den Einfluss weder der Lautstärke noch der Art der Musik untersucht (Anmerkung der Redaktion: Vermutlich ist nicht jeder Patient ein Bach-Fan).

Fazit der Autoren

Wenn man die Aufmerksamkeit des Patienten mit Musik verschiebt, könnte das seine Angst und sein Schmerzempfinden während der Prostatabiopsie positiv beeinflussen. Das bloße Dämpfen der Geräusche reicht dazu nicht aus. Es sind noch weitere Studien nötig, um bessere Möglichkeiten zur Minderung von Angst und Schmerz bei einem solchen Eingriff zu entwickeln.

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