Rauchen erhöht Risiko für erneute Krebserkrankung

Auch wenn Rauchen ein bekannter Risikofaktor für die Entstehung vieler Krebserkrankungen ist, fehlten bislang eindeutige Belege für den Zusammenhang zwischen dem Nikotingenuss und Prostatakrebs. Das ändern nun die Ergebnisse einer aktuellen Studie.

Die großangelegte Datenanalyse von sechs internationalen Krebsforschungszentren zeigt, dass Raucher und Exraucher nach einer Entfernung der Prostata wegen eines Prostatakarzinoms gegenüber Nichtrauchern ein doppelt so hohes Risiko haben, erneut an Prostatakrebs zu erkranken.

„Die Ergebnisse unserer Studie unterstreichen, dass es wichtig ist, Patienten mit Prostatakrebs hinsichtlich der negativen Einflüsse des Rauchens zu informieren“, so Prof. Dr. Shahrokh F. Shariat, Leiter der Universitätsklinik für Urologie der MedUni Wien, der die Untersuchung gemeinsam der Universitätsklinik für Urologie in Basel erstellte.

Grenzwert von zehn Jahren

Die Studienpopulation bestand aus rund 6.500 Patienten, deren Prostata in den Jahren 2000 bis 2011 durch eine radikale Prostatektomie (RPE) entfernt wurde. Keiner der Männer hatte vor der Operation eine Strahlen-, Hormon- oder Chemotherapie erhalten. Zudem wurden Patienten von der Studie ausgeschlossen, die zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) hatten. Jeweils ein Drittel der Studienteilnehmer waren Nichtraucher, Exraucher beziehungsweise rauchten nach wie vor. Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen dem Rauchen und einem sogenannten biochemischen Rezidiv (BCR). Dies ist gekennzeichnet durch einen erneuten Anstieg des PSA-Wertes, was auf einen neuen Tumor im verbliebenden Prostatagewebe oder auf mögliche Metastasen hindeuten kann.

Den Auswertungen der Daten zufolge hatten diejenigen, die dem Nikotin innerhalb des letzten Jahrzehnts abgeschworen hatten, ein fast ebenso hohes Risiko für eine Wiedererkrankung wie aktuelle Raucher. Erst bei längerer Abstinenz, also nach mehr als zehn Jahren, scheinen, die negativen Einflüsse des Rauchens auf das Rezidivrisiko ausgeglichen zu sein. „Das heißt, es ist nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören“, empfiehlt Shariat. Wie die Studie zeige, sei eine Entwöhnung deshalb auch dann besonders sinnvoll, wenn man bereits an Prostatakrebs erkrankt sei.

Weitere Studien notwendig

Während der Zusammenhang zwischen dem Genuss von Zigaretten und einer möglichen erneuten Prostatakrebserkrankung durch die aktuelle Untersuchung belegt ist, bleibt weiterhin fraglich, ob und inwieweit Rauchen mit der Neuentwicklung eines Prostatatumors in Verbindung steht. Zwar legen ältere Studien dies nahe, aktuelle Untersuchungen widersprechen dem jedoch. Lediglich das durch das Rauchen erhöhte Risiko, an Prostatakrebs zu versterben, ist eindeutig erweisen. „Um befriedigende Antworten auf die Frage zu finden, wie Rauchen und eine bösartige Erkrankung der Prostata tatsächlich zusammenhängen, sind weitere Studien dringend erforderlich“, so Shariat.

Anne Göttenauer (11.03.2016)

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