PSA-Bestimmung zur Früherkennung des Prostatakrebses

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Der Prostatakrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung des Mannes und zweithäufigste Todesursache bei den männlichen Krebserkrankungen. Prostatakrebs tritt gehäuft im höheren Alter (ab 45. Lebensjahr) auf. Aus diesem Grund ist eine rechtzeitige Erkennung dieser Tumorerkrankung, also in einem frühen Stadium der Entstehung, sinnvoll, zumal diese Tumoren im Anfangsstadium sehr gut zu behandeln sind und die betroffenen Männer in den meisten Fällen geheilt werden können.

Die Schwerpunkte zur Früherkennung dieser Tumorerkrankung – rektale Untersuchung und PSA Bestimmung im Blut – haben in der aktuellen Fachpresse, aber auch in den öffentlichen Medien, viele Diskussionen ausgelöst.

Die Schwerpunkte der Prostatakrebs-Erkennung beinhalten die ärztliche Untersuchung der Prostata vom Rektum aus (Abtastung mit dem Finger) und die Erfassung eines Wertes im Blut: die Bestimmung des Prostata-spezifischen Antigens (PSA). Es handelt sich dabei um eine Eiweiß-Verbindung, die nahezu ausschließlich in der Prostata gebildet wird und im Blut nachweisbar ist, da sie zu einem sehr geringen Teil in das Blut übergeht. Das Prostata-spezifische Antigen (PSA) ist ein biologischer Marker, der - wenn auch nur gering - gewissen Schwankungen unterliegt, abhängig von verschiedenen Einflüssen.

Da die klinische Untersuchung der Prostata nur eine Beurteilung eines Anteils der Oberfläche der Prostata (dem Enddarm zugewandte Oberfläche) durch den tastenden Finger des Arztes ermöglicht, hat sie für die Früherkennung einer bösartigen Neubildung der Prostata nur einen begrenzten Aussagewert.

Die Bestimmung des PSA-Wertes im Blut ermöglicht genauere Informationen hinsichtlich des Verdachtes auf eine Prostatakrebs-Erkrankung.

Aus diesen Gründen wird in Deutschland den Männern ab dem 45. Lebensjahr geraten, nach entsprechender ärztlicher Aufklärung, den Empfehlungen zur Früherkennung des Prostatakrebses zu folgen.

Nun hatte eine groß angelegte Studie, die 2009 in den USA durchgeführt und in einer der internationalen führenden Fachzeitschriften publiziert wurde, gezeigt, dass für die in der Studie untersuchten Männer die PSA-Bestimmung keinen Vorteil zur besseren Früherkennung aufweisen konnte im Vergleich zu den Männern, die sich keiner PSA-Bestimmung im Blut unterzogen. Diese Studien-Resultate führten in den USA dazu, offiziell davon abzuraten, zur Prostatakrebs-Früherkennung die PSA-Bestimmung durchzuführen.

In Europa wurden die Resultate dieser Studie von den Fachexperten sehr kritisch aufgenommen, zumal eine nahezu gleichzeitig durchgeführte große europäische Studie mit vergleichbarer Fragestellung zeigen konnte, dass die Männer, die sich einer regelmäßigen PSA-Bestimmung im Blut unterzogen, bei Auftreten eines Prostatakrebses eine höhere Lebenserwartung hatten als die Männer, bei denen wegen nicht durchgeführter PSA-Bestimmung ein Prostatakrebs oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt wurde.

Inzwischen wurde die zitierte amerikanische Studie von internationalen Experten erneut ausgewertet. Es zeigten sich schwerwiegende Fehler in der Rekrutierung der einzelnen Untersuchungsgruppen, die hauptsächlich darin bestanden, dass auch in der Kontrollgruppe die meisten Patienten sich einem PSA-Test unterzogen hatten. In einer renommierten Fachzeitschrift erfolgte nun aktuell eine ausführliche Experten-Stellungnahme zu den schweren Fehlanalysen der amerikanischen Studie, die leider in den USA bereits erhebliche negative Auswirkungen gezeigt hat: In den letzten Jahren fanden sich bei der Erfassung der Ersterkrankung des Prostatakrebses vergleichsweise mehr fortgeschrittene Tumorstadien als in den Vorjahren als Ausdruck nicht zuletzt der fehlenden PSA-Bestimmung im Blut.

Umso erfreulicher, dass in Europa und damit auch in Deutschland, empfohlen von international ausgewiesenen Fachexperten, an dem Rat zur Früherkennung des Prostatakrebses festgehalten wurde und wird, neben der ärztlichen Untersuchung der Prostata durch Abtastung (rektale Untersuchung) auch die PSA-Bestimmung im Blut durchzuführen.

Die aktualisierte interdisziplinär erarbeitete Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Prostatakarzinoms empfiehlt Männern ab dem 45. Lebensjahr, die den Wunsch nach Früherkennung äußern, nach gründlicher Aufklärung über Vorteile, Nachteile wie auch Risiken dieser Untersuchungen, die Früherkennung zu empfehlen. Sie beinhaltet die rektale Abtastung der Prostata und die Bestimmung des PSA-Wertes im Blut. Die PSA-Bestimmung wird bei folgenden Ergebnissen zur Wiederholung empfohlen:

Altersgruppe ab 45 Jahren und einer Lebenserwartung von mehr als 10 Jahren:

PSA:

  • ≤ 1,0 ng/ml - alle 4 Jahre

  • 1,0-2,0 ng/ml - alle 2 Jahre

  • > 2,0 ng/ml - jährlich

Bei Männern über 70 Jahre mit einem PSA-Wert <1 ng/ml wird eine weitere PSA-gestützte Früherkennung nicht empfohlen.

Bei einem kontrollierten PSA-Wert ≥ 4,0 ng/ml oder einem auffälligen PSA-Anstieg ohne Wechsel des Bestimmungsverfahrens sollte eine entsprechende weiterführende urologische Diagnostik veranlasst werden.

Männern, in deren Verwandtschaft (Vater, Bruder, Sohn) eine Prostatakrebs-Erkrankung bekannt ist, wird die PSA-Bestimmung bereits ab dem 40. Lebensjahr angeraten, da eine familiäre Häufung des Prostatakrebses bekannt und nachgewiesen ist.

Zusammenfassend resultiert die Empfehlung:

„Nutzen Sie die Chance der Früherkennung des Prostatakrebses, denn im Frühstadium ist dieser Tumor heilbar!“

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