Prostatakarzinom – Was bewirken Statine?

Zwar sollen Statine ersten Laborstudien zufolge das Wachstum von Prostatakrebszellen hemmen. Allerdings zeigt eine aktuelle Untersuchung, dass die Cholesterinsenker keinerlei Einfluss auf das Fortschreiten einer Prostatakarzinomerkrankung haben.

Medikamentöse Cholesterinsenker (Lipidsenker) – sogenannte Statine – werden bevorzugt zum Schutz von Herz-Kreislauferkrankungen eingesetzt. Darüber hinaus wird immer wieder untersucht, ob sie nicht auch bei anderen Krankheiten wirksam sein könnten. So zeigen Laboruntersuchungen mit Zellkulturen und Versuchstieren, dass Statine möglicherweise das Wachstum von Prostatakrebszellen hemmen können. Naheliegend ist somit die Frage, inwieweit dieser Effekt auch in der Praxis – also bei der Anwendung am Patienten – besteht. Auch dazu gibt es inzwischen einige Studien, mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen.

Zu der Erkenntnis, dass die Lipidsenker beim Prostatakarzinom nicht den erhofften Nutzen haben, kommt die aktuelle Untersuchung US-amerikanischer Urologen. Sie analysierten anhand der Daten von 3.042 Prostatakrebspatienten, ob die Einnahme eines Statins das Risiko senkt, nach einer radikalen Prostatektomie (RPE) einen Krankheitsrückfall (Rezidiv) zu erleiden. Von allen Probanden, die sich zwischen 1999 und 2015 einer Operation unterzogen hatten, hatten 824 (27 Prozent) angegeben, bereits seit einem längeren Zeitraum Statine einzunehmen.

Keine Effekte nachgewiesen

Bei 455 Männern wurde innerhalb des Untersuchungszeitraums von 70 Monaten ein Rezidiv nachgewiesen. Dabei spielte es jedoch keine Rolle, ob die Betroffenen vor der Prostataentfernung ein Statin eingenommen hatten oder nicht. Fünf Jahre ohne Rückfall erreichten in der Statin-Gruppe 85,7 Prozent im Vergleich zu 86,9 Prozent bei denjenigen Probanden ohne Lipidsenker-Einnahme. Das krankheitsfreie Überleben über zehn Jahre lag in beiden Gruppen bei 79,5 Prozent. Die Ergebnisse zeigten, dass statt der Statine bekannte Faktoren wie PSA-Wert, Tumorstadium oder -durchmesser relevant für das Rezidivrisiko sind, so die Studienautoren.

Ähnliches gilt auch für den Anteil an Tumoren, die nach der Operation im Gleason-Score hochgestuft werden mussten. Auch hier gab es keinen Unterschied zwischen den beiden Studiengruppen mit oder ohne Statine. Stattdessen hatten diesbezüglich das Alter der Patienten, der PSA-Wert vor der OP, die Zahl der positiven Biopsien, das Prostatavolumen oder auch der zeitliche Abstand zwischen Biopsie und Operation einen Einfluss auf die Tumoreinstufung (Grading).

Auch wenn diese Untersuchungsergebnisse keinen praxisrelevanten Effekt von Cholesterinsenkern auf das Fortschreiten einer Prostatakrebserkrankung ergaben, wollen viele Mediziner die Hoffnung darauf nicht komplett aufgeben. Dennoch sind sich alle Experten einig, dass dazu noch weitere Studien notwendig sind und Statine derzeit keinesfalls als Krebsmedikamente eingesetzt werden dürfen.

Autorin: Anne Göttenauer, 09.03.2017

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