Häufigkeit des Prostatakarzinoms

Prostatakrebs ist bei Männern der häufigste bösartige Tumor und die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache. Die Häufigkeit steigt mit dem Alter bis ins achte Lebensjahrzehnt an und ist weltweit recht unterschiedlich verteilt.

Epidemiologische Daten über Prostatakrebs (s. auch Epidemiologie), also Zahlen über dessen Häufigkeit und Verteilung, liefern wichtige Hinweise auf die Ursachen und Risikofaktoren sowie auf Fortschritte bei Untersuchung und Behandlung.

In den letzten Jahrzehnten ist weltweit ein deutlicher Inzidenzanstieg (Zahl der Neuerkrankungen innerhalb einer Gruppe – in diesem Fall erwachsene Männer - bezogen auf einen Zeitraum) beim Prostatakrebs festzustellen, dessen Umfang bei keiner anderen Tumorart festzustellen ist. In Europa werden ca. 2,6 Millionen Neuerkrankungen/Jahr registriert. Im Jahr 2012 waren es in Deutschland ca. 68.000.

Neuerkrankungen

1998 hat das Prostatakarzinom in Deutschland den Lungenkrebs als häufigsten bösartigen Tumor bei Männern abgelöst. 2014 stand es mit 23 % an der Spitze der Krebsneuerkrankungen, noch vor Dickdarmkrebs (13,3 %) und Lungenkrebs (13,9%). Die Neuerkrankungsrate (Inzidenz, standardisiert) betrug 57.400 Fälle.

Es sei darauf verwiesen, dass sich bei vielen verstorbenen Männern ein Prostatakrebs finden lässt, der zu Lebzeiten nicht auffällig geworden war und das Leben der Betroffenen nicht beeinflusst hatte. Die Prävalenz (das Vorhandensein) dieses so genannten klinisch nicht signifikanten Prostatakarzinoms steigt nach Daten aus anderen Ländern mit dem Alter bis zu 60 % bei über 80-Jährigen. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass seit den 1990er Jahren intensiveres Screening (die Reihenuntersuchung) mittels PSA-Test als Hauptursache für den Anstieg der Neuerkrankungen angesehen wird.

Sterblichkeit (Mortalität)

Unter den bei Männern zum Tode führenden Krebserkrankungen lag das Prostatakarzinom 2014 mit 11,4 % an zweiter Stelle nach Lungenkrebs (24,4 %) und Dickdarmkrebs (11,2 %).

Im Gegensatz zur Erkrankungsrate hat sich die altersstandardisierte Sterberate bis zum Jahr 2007 kontinuierlich verringert und ist seit diesem Zeitpunkt nahezu stabil. Während das Prostatakarzinom vor dem 50. Lebensjahr selten auftritt (bei einem 35-jährigen Mann liegt das Risiko bei 0,1 %, in den nächsten 10 Jahren an einem Prostatakrebs zu erkranken), so steigt das Risiko im Alter an (das Risiko, an einem Prostatakarzinom zu erkranken, liegt bei einem 75-jährigen Mann bei ca. 5 %).

Die relative 5-Jahres-Überlebensrate für ein Prostatakarzinom liegt entsprechend der aktuellen Daten des Robert-Koch-Institutes Berlin (11. Ausgabe 2017) bei 91 %. Nicht zuletzt werden dank der Früherkennung vielmehr Prostatakarzinome in einem Anfangsstadium diagnostiziert, bei etwa drei von vier Fällen finden sich frühe Stadien (T1 oder T2) bei der Erstdiagnose.

Risiko und Prognose

Obwohl vor allem in höherem Alter sehr oft ein klinisch signifikanter Prostatakrebs vorliegt (s. o.), ist die Gefahr gering, einen behandlungsbedürftigen Tumor zu entwickeln. Nach Daten von 2013 steigt das Risiko, in den nächsten 10 Jahren an Prostatakrebs zu erkranken, für deutsche Männer mit dem Alter an, von 0,1 % bei 40-Jährigen auf 6,3 % bei 70-Jährigen. Das Risiko eines Mannes, irgendwann im Laufe seines Lebens daran zu erkranken (Lebenszeitrisiko), beträgt 12,3 %. Das Risiko, in den nächsten 10 Jahren daran zu versterben, ist deutlich niedriger und nimmt ebenfalls mit dem Alter zu, von etwa 0,01 % bei 40-Jährigen auf 1,3 % bei 70-Jährigen. Es wurde 2017 ein genetischer Risiko-Score entwickelt, der ausweist, dass die Wahrscheinlichkeit, an einem Prostatakrebs zu erkranken, um das 5,6-fache erhöht ist. Das Sterberisiko im Laufe des Lebens beträgt insgesamt nur 3,3 %. Damit ist das Alter ein wichtiger Risikofaktor.

Männer, in deren Familie ein Prostatakarzinom auftrat (Brüder und/oder Väter) sollen darüber informiert werden, dass für sie ein zweifach erhöhtes Risiko besteht, im Laufe ihres Lebens an einem Prostatakrebs zu erkranken.

Die Prognose bei Prostatakrebs ist gut. So hatten Männer, bei denen zwischen 2000 und 2004 ein Prostatakarzinom festgestellt wurde, eine 5-Jahres-Überlebensrate von 87 %. Dies gilt für den Durchschnitt aller Formen des Prostatakarzinoms. Langsam wachsende Formen haben eine günstigere Prognose als schnell wachsende, die in jüngeren Jahren häufiger vorkommen. Auch für diese Form hat sich die Überlebensrate in letzter Zeit verbessert. Sie lag 1980 bei nur 70 %. Ob und wie stark die Überlebenschancen tatsächlich gestiegen sind, zum Beispiel aufgrund besserer Behandlungsmöglichkeiten, ist noch unklar. Denn denkbar wäre, dass lediglich die Diagnose früher gestellt, der mögliche Todeszeitpunkt aber nicht beeinflusst wird. Vermutlich spielt beides eine Rolle.

Weltweite Verteilung

Prostatakrebs kommt weltweit recht unterschiedlich häufig vor. Männer aus Schwarzafrika erkranken häufiger als Europäer, wohingegen Asiaten seltener betroffen sind.

In Europa (27 Länder) stand Prostatakrebs wie in Deutschland 2008 bei Männern an der Spitze der Krebsneuerkrankungen (25,2 %) und auf Platz 3 der zum Tode führenden Tumoren (10,2 %). Die Inzidenz (Neuerkrankungsrate) betrug im Schnitt 111 je 100.000 Männer und zeigte ein Gefälle von Nord und West nach Süd und Ost: Es reichte von Irland (183), Frankreich, Norwegen, Schweden, Island, Belgien, Finnland und der Schweiz über Deutschland (126) und andere mittel- und osteuropäische Staaten bis hinunter zu Ländern vor allem auf dem Balkan und am Mittelmeer (letzter Platz Griechenland mit 31). Die Mortalität lag durchschnittlich bei 21 je 100.000 Männer und hat eher ein Nord-Süd-Gefälle: Von Litauen (39), Lettland, Schweden, Dänemark, Estland und Norwegen (alle über 30) bis hin zu Italien und Südosteuropa (letzter Platz Malta mit 12).

Dennoch sind diese Zahlen in ihrer Interpretation mit Vorsicht zu nutzen, zumal die Möglichkeiten und Durchführungen der statistischen Erhöhung zum Teil unterschiedlich sind.

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