Stadien und Prognose des Prostatakarzinoms

Entscheidend für die Festlegung der Behandlungsplanung und –strategie sind das Tumorstadium und die Tumorausbreitung zum Zeitpunkt der Erstdiagnose. Die individuelle Prognose hängt von vielen Faktoren ab und kann mit Nomogrammen abgeschätzt werden.

Nachdem die Untersuchungen zur Primärdiagnostik abgeschlossen wurden, sind die klinische Tumorausbreitung nach dem TNM-System bestimmt (s. Untersuchung) und das bei der Prostatabiopsie entnommene Gewebe histologisch (feingeweblich) beurteilt (s. Klassifikation).

Stadieneinteilung

Das klinische Tumorstadium lässt sich entsprechend der Tumorausbreitung angeben. Dies geschieht in der Regel nach dem TNM-System und ermöglicht eine Risikoabschätzung.

  • Lokal begrenztes Prostatakarzinom: T1-2 N0 M0
  • Lokal fortgeschrittenes Prostatakarzinom: T3-4 N0 M0
  • Metastasiertes (fortgeschrittenes) Prostatakarzinom: T1-4 und N1 und/oder M1

Eine weitere Einteilung gemäß der Tumorausbreitung ist im TNM-System enthalten (nach UICC, 7. Aufl. 2009):

  • Stadium I: T1-2a N0 M0
  • Stadium II: T2b-c N0 M0
  • Stadium III: T3 N0 M0
  • Stadium IV: T4 N0 M0 oder T1-4 N1 M0 oder T1-4 N0-1 M1

Die weitere Ausbreitungsdiagnostik zur Festlegung des klinischen Stadiums erfolgt maßgeblich durch moderne bildgebende Verfahren. Sie kommen zur Anwendung bei dem Verdacht auf ein lokal fortgeschrittenes Prostatakarzinom, wie z. B. die Computer-Tomographie (CT) oder die Magnetresonanz-Tomographie (MRT) des kleinen Beckens. Bei dem Verdacht auf einen bereits metastasierten Tumor (generalisierte systemische Tumorausbreitung im Organismus) erfolgt der Einsatz nuklearmedizinischer Verfahren, wie der Knochen-Szintigraphie. In speziellen Fällen wird auch die Positronenemissions-Tomographie (PET) empfohlen.

Prognose:

Die Aussagen zu einer individuellen Prognose (Vorhersage) über den weiteren Krankheitsverlauf ist schwierig. Sie hängt von zahlreichen Faktoren, wie dem Alter und dem gesundheitlichen Zustand des Patienten wie auch maßgeblich vom Biopsiebefund (Gleason) und dem klinischen Stadium ab.

Der histologische Befund der Prostatabiopsie trägt wesentlich zur Prognosestellung und Behandlungsplanung bei. Er erlaubt auch Schlüsse auf das voraussichtliche pathologische TNM-Stadium (das nach einer Operation festgestellt würde). Für eine eher günstige Prognose bei richtiger Behandlung sprechen (Erläuterungen s. Klassifikation):

  • Tumor-Typ: Adenokarzinom
  • Gleason-Score bis 7a (= 3+4)
  • Helpap-Grading bis GIIa
  • Niedrig- oder mäßiggradiges Prostatakarzinom (low grade oder intermediate grade)
  • Geringe Zahl positiver (befallener) Stanzzylinder (kleiner Tumor)
  • Niedriger Anteil des Tumors am gesamten Biopsiematerial (kleiner Tumor)
  • Einseitiger Befall der Prostata
  • Großer Abstand des Tumors zur Prostatakapsel
  • Kein Einwachsen des Tumors in Nervenscheiden (keine perineurale Infiltration)
  • Kein Einwachsen des Tumors in die Samenblasen

Zur Tumorausbreitung lässt sich das TNM-System mit dem PSA-Wert und dem Gleason-Score kombinieren und sich Gruppen mit ähnlicher Prognose bilden.

Zu den Risikogruppen für ein Fortschreiten des Tumors bei lokal begrenztem Prostatakrebs siehe Behandlungsplanung.

Risikoabschätzung mit Nomogrammen

Um die individuelle Vorhersage zu verbessern, wurden so genannte Nomogramme entwickelt. Dabei handelt es sich um Tabellen oder Diagramme, mit deren Hilfe sich anhand von Untersuchungsbefunden das pathologische (durch Operation festgestellte) TNM-Stadium sowie verschiedene Therapieergebnisse und Überlebenswahrscheinlichkeiten voraussagen lassen. Es existieren zahlreiche Nomogramme, die wichtigsten sind:

Partin-Tabellen: Sie dienen dazu, das pathologische TNM-Stadium vorherzusagen (pT und pN). In Abhängigkeit vom PSA-Wert und Gleason-Score zeigen die Tabellen von 2011 für die klinischen Stadien T1c, T2a, T2b und T2c jeweils die Wahrscheinlichkeiten für einen lokal begrenzten Tumor (pT2), eine Kapselüberschreitung (pT3a), einen Samenblasenbefall (pT3b) und Lymphknotenmetastasen (pN1).

Kattan-Nomogramme: Mit ihrer Hilfe lässt sich das Ausbleiben einer Progression (eines Fortschreitens) der Krankheit prognostizieren, abhängig von zum Beispiel PSA-Wert, Gleason-Score und klinischem TNM-Stadium. Es gibt Nomogramme für die Wahrscheinlichkeit einer Progressionsfreiheit nach radikaler Prostatektomie (nach 5 und 10 Jahren sowie nach 7 Jahren, wenn schon operiert wurde), LDR-Brachytherapie (nach 5 Jahren, s. Strahlentherapie) und perkutaner Bestrahlung (nach 5 Jahren, s. Strahlentherapie).

Ausblick: Spezielle Computerprogramme (ANN, artifizielle = künstliche neuronale Netze) können wesentlich mehr Befunde gleichzeitig berücksichtigen als Nomogramme. Sie versprechen damit in Zukunft eine noch genauere Risikoabschätzung. Zudem lassen sich in dem bei der Prostatabiopsie entnommenen Gewebe zahlreiche Veränderungen (z.B. in Form von Biomarkern) bestimmen, die über das klassische Typing und Grading (s. Klassifikation) hinausgehen und die Prognose künftig vielleicht erleichtern können.

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