Training zum Muskelaufbau während Hormontherapie

Schon ein kurzes, leichtes Training verbessert die Muskelmasse, die Kraft, die Körperfunktion, das Gleichgewicht und das Wohlbefinden bei Männern mit Prostatakrebs während einer Androgenentzugstherapie, so eine neue australische Studie.

Androgene, die männlichen Geschlechtshormone, spielen eine wichtige Rolle beim Wachstum bösartiger Prostatazellen. Dies ist der Grund dafür, dass der Androgenentzug (oder die ADT = Androgendeprivationstherapie) bei Prostatakrebs eingesetzt wird (s. Hormontherapie des Prostatakarzinoms).

Da Androgene aber auch den Aufbau der Muskulatur fördern (s. Geschlechtshormone), kann eine lang dauernde ADT zum Muskelabbau führen (s. Hormontherapie). Dieser schränkt möglicherweise die Beweglichkeit, Unabhängigkeit und Lebensqualität ein, genauso wie Gewichtszunahme, Knochenabbau sowie Erkrankungen des Stoffwechsels und des Herz-Kreislauf-Systems, die ebenfalls bei einer Langzeit-ADT vorkommen können. Als Gegenmaßnahme gegen alle diese Veränderungen wird körperliches Training empfohlen, wozu es bislang nur wenige Untersuchungen gab. Eine neue, aussagekräftige, australische Studie liefert jetzt eine weitere Unterstützung:

Eingeschlossen waren 57 Männer mit lokal begrenztem Prostatakarzinom ohne Knochenmetastasen (wenige mit Lymphknotenmetastasen), die seit mindestens 2 Monaten eine ADT erhielten und eine solche voraussichtlich für weitere 6 Monate erhalten sollten. Von ihnen wurden 29 zufällig ausgewählt; sie führten für insgesamt 12 Wochen zweimal pro Woche ein leichtes, kombiniertes Muskel- und Ausdauertraining durch. Die restlichen 28 Männer dienten als Vergleichskontrollen.

Nach der Trainingsperiode zeigten sich einige deutliche Unterschiede zwischen den trainierten und untrainierten Männern: Die Trainierten hatten eine höhere fettfreie Körpermasse, größere Muskelkraft und längere Ausdauer. Daneben schnitten sie in manchen speziellen Tests besser ab, zum Beispiel beim Aufstehen aus einem Stuhl und beim Rückwärtsgehen. Außerdem beurteilten sie einige Aspekte ihres Befindens deutlich besser, zum Beispiel ihre allgemeine und körperliche Gesundheit, ihre Vitalität und ihre Erschöpfung (Fatigue-Symptome). Bei den Blutwerten (einschließlich PSA und Testosteron) fanden sich hingegen keine Unterschiede, abgesehen von einem niedrigeren CRP (ein Marker für Gewebeschädigung) bei den Trainierten. Und das Training hatte keinerlei negative Auswirkungen.

Die Autoren der Studie schlossen aus diesen Ergebnissen, dass das Training gut vertragen wird und nicht nur den Muskelabbau verhindert, sondern sogar für einen Muskelaufbau sorgt. Schon ein relativ kurzes Kombinationstraining verbessere die Muskelmasse, die Kraft, die Körperfunktion und das Gleichgewicht bei Männern während einer Hormontherapie deutlich. Es empfehle sich deshalb als effektive Gegenmaßnahme gegen die genannten möglichen Nebenwirkungen dieser Behandlung und zur Verbesserung des Wohlbefindens.

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