Übergewicht verschlechtert die Prognose bei Prostatakarzinom

Bei erhöhtem BMI oder C-Peptid-Spiegel ist das Sterberisiko deutlich größer, so eine neue amerikanische Studie. Und nach einer auf dem deutschen Urologenkongress 2008 vorgestellten Untersuchung steigt mit dem BMI die Aggressivität des Tumors.

In der US-amerikanischen Untersuchung wurden die Daten einer früheren, sehr großen Gesundheitsstudie ausgewertet (Physicians’ Health Study). Einbezogen wurden Männer, bei denen während der 24-jährigen Nachbeobachtungszeit ein Prostatakarzinom festgestellt worden war. Bei 2.546 von ihnen war zu Beginn der BMI (Body-Mass-Index, Maß für Übergewicht) gemessen worden und bei 827 der C-Peptid-Blutspiegel (Maß für die Insulin-Bildung; mehr zu beiden s. Anmerkungen unten).

Von den 2.546 Männern mit vorhandenem BMI-Wert waren 38,8% mäßig übergewichtig (BMI 25,0-29,9 kg/qm) und 3,4% adipös (fettsüchtig, BMI ab 30 kg/qm), und 11% verstarben innerhalb der Nachbeobachtungszeit an ihrem Tumor. Es zeigte sich, dass die Sterblichkeit an Prostatakrebs bei Übergewicht deutlich erhöht war: Bei mäßig Übergewichtigen auf das Anderthalbfache (1,47) und bei Adipösen sogar auf das Zweieinhalbfache (2,66), und dies unabhängig vom Tumorstadium und Gleason-Grad (Maß für die Bösartigkeit des Tumors, s. auch Gleason-Score).

Von den 827 Männern mit vorhandenem C-Peptid-Wert verstarben 14% an Prostatakrebs. Lag der Blutspiegel im obersten Viertel der gemessenen Werte („hohes C-Peptid“), war das Sterberisiko mehr als doppelt so hoch (2,38-fach) wie bei einem Spiegel im untersten Viertel („niedriges C-Peptid“).

Die Kombination beider Faktoren erwies sich als besonders riskant: Im Vergleich zu Normalgewichtigen (BMI unter 25 kg/qm) mit niedrigem C-Peptid hatten Überwichtige (BMI ab 25 kg/qm) mit hohem C-Peptid ein viermal so hohes Sterberisiko (4,12-fach), unabhängig von klinischen Risikofaktoren (z.B. Tumorstadium).

Sowohl Übergewicht als auch ein erhöhter C-Peptid-Blutspiegel vergrößern also bei Männern, die später an einem Prostatakarzinom erkranken, die Wahrscheinlichkeit, an dem Tumor zu versterben. Kommen beide Faktoren zusammen, ist das Risiko besonders hoch. Zur Bestätigung ihrer Ergebnisse halten die Autoren weitere Studien für nötig.

Aggressivere Tumoren bei Übergewicht

In die zweite Studien waren 796 Männer mit Prostatakarzinom eingeschlossen, die sich zwischen 2004 und 2006 in München einer radikalen Prostatektomie unterzogen hatten. Danach ließ sich kein Zusammenhang nachweisen zwischen Übergewicht (BMI ab 25 kg/qm) und einem hohem Gleason-Score (ab 8) oder positiven Schnitträndern (R1-Resektion, Tumor nicht restlos entfernt).

Jedoch hatten Übergewichtige im Vergleich zu Normalgewichtigen deutlich höhere Risiken für einen PSA-Wert ab 20ng/ml vor der Operation (2,7-fach), für einen lokal fortgeschrittenen Tumor (1,6-fach) und für einen Befall der Lymphknoten (1,4-fach). Die Autoren folgerten daraus, dass ein BMI ab 25 kg/qm mit einer höheren Tumoraggressivität einhergeht.

Anmerkungen

Unter Übergewicht versteht man im allgemeinen eine Erhöhung der Körperfettmasse. Sie lässt sich näherungsweise am einfachsten mit dem BMI (Body-Mass-Index) angeben, der sich als Quotient aus dem Körpergewicht (in kg) und dem Quadrat der Körpergröße (in m) berechnet. Das C-Peptid wird bei der Bildung von Insulin (Blutzucker-senkendes Hormon) von diesem abgespalten und kann im Blut bestimmt werden. Ein erhöhter Blutspiegel lässt also darauf schließen, dass die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin bildet als normal und ins Blut abgibt (Hyperinsulinämie). Das geschieht insbesondere dann, wenn die Zellen schlechter auf Insulin ansprechen. Eine solche Insulinresistenz gilt als Vorläufer von Diabetes mellitus Typ 2 („Alterszucker“) und ist sehr oft vergesellschaftet mit Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck. In diesem Fall spricht man auch vom metabolischen Syndrom, bei dem der Blutzucker also noch normal sein kann.

Informationen zur Rolle des Übergewicht bei Prostatakrebs hier im Magazin unter:


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