LHRH-Analoga – seit über 25 Jahren in der Therapie des Prostatakarzinoms etabliert

Männliche Geschlechtshormone – die Androgene – spielen beim Wachstum sowohl gesunder als auch bösartiger Prostatazellen eine wichtige Rolle. Dementsprechend ist beim fortgeschrittenen Prostatakrebs der Androgenentzug schon seit Langem ein Bestandteil der Therapie.

Der bekannteste Vertreter der Androgene ist das Testosteron. Da dieses unter dem Einfluss des Luteinisierenden Hormons (LH) gebildet wird – wiederum unter Beteiligung des LH-Releasing Hormons (LHRH), setzt hier die Behandlung an, deren Ziel die dauerhafte Absenkung der Androgene ist. Neben der operativen Möglichkeit, die Androgenproduktion durch die Entfernung der Hoden (Orchiektomie) zu hemmen, sind vor allem verschiedene Optionen der medikamentösen Androgendeprivationstherapie (ADT) wirksam. Diese hat gegenüber der chirurgischen Kastration den Vorteil, dass sie für die Patienten psychisch weniger belastend ist und zudem rückgängig gemacht werden kann, also reversibel ist. Bei der medikamentösen ADT sind lang wirksame LHRH-Analoga (auch LHRH-Agonisten) eine Therapieoption, die auch in den deutschen S3-Leitlinien zur Früherkennung, Diagnose und Therapie des Prostatakarzinoms sowie in den Leitlinien der European Association of Urology (EAU) empfohlen wird. Das Gleiche gilt für die Fortsetzung der Hormontherapie auch beim kastrationsresistenten Prostatakarzinom (CRPC). Hier wird das LHRH-Analogon in Abhängigkeit von Krankheitsverlauf und Status der Metastasierung im Rahmen der sekundären Hormontherapie oder in Kombination mit einer Chemotherapie eingesetzt.

Wirksamkeit

LHRH-Agonisten werden aufgrund ihrer zugelassenen Anwendungsgebiete, der flexiblen Anwendungsmöglichkeiten, der einfachen Handhabung und schmerzarmen Applikation zur ADT seit über 25 Jahren im klinischen Alltag eingesetzt.  Ob die ADT anschlägt, wird durch die Absenkung des Testosteronspiegels unter den Kastrationswert von <50 ng/dl gemessen.

Dazu kommt, dass die LHRH-Analoga auch mit anderen Therapien kombiniert werden können. In Kombination mit einer Strahlentherapie (sowohl neoadjuvant bis zu sechs Monate vor der Bestrahlung als auch adjuvant während und nach der Therapie) kommt es Studien zufolge zu einem Vorteil hinsichtlich des Gesamtüberlebens gegenüber der alleinigen Strahlentherapie.

Auch bei der Langzeitanwendung (>10 Jahre), bei der zeitweise unterbrochenen (intermittierenden) ADT sowie bei der maximalen Androgenblockade (MAB) in Kombination mit einem Antiandrogen beim metastasierten Prostatakarzinom, können die LHRH-Agonisten in Kombination eingesetzt werden.

Auch wenn die genauen Mechanismen zu Entwicklung einer Kastrationsresistenz noch nicht vollständig geklärt sind, so steht fest, dass Androgene auch bei Resistenz einen Einfluss auf den Prostatatumor haben. Aus diesem Grund spielt die ADT auch beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom eine Rolle – auch in Kombination mit neuen Behandlungsoptionen, wie Abirateron oder Enzatulamid, oder mit Chemotherapie. Diese ermöglichen eine individuelle Therapie in Verbindung mit Vorteilen bzgl. des Gesamtüberlebens.

Anwendung und Verträglichkeit

LHRH-Analoga wie zum Beispiel Leuprorelinacetat können an die individuellen Bedürfnisse von Patienten durch 1-Monats-, 3-Monats- und 6-Monats-Depotformulierungen, sowie die Injektion in Form von Mikrokapseln, angepasst werden.

Bzgl. möglicher Nebenwirkungen können unter den LHRH-Analoga typische Begleiterkrankungen eines Androgenentzugs auftreten, wie Hitzewallungen, vermehrtes Schwitzen und Schweißausbrüche, verminderte sexuelle Lust (Libido) und Potenz. Zudem kann es zu einer Abnahme der Knochendichte, zu Veränderungen des Stoffwechsels und somit zu kardiovaskulären Nebenwirkungen, zu einem erhöhten Risiko für eine Diabetes-Erkrankung oder auch zu Stimmungsveränderungen kommen.

Allerdings können viele dieser Effekte mit einem guten Nebenwirkungsmanagement vermindert werden. Dazu zählen mögliche Medikamente, wie etwa der Wirkstoff Cyproteronacetat gegen Hitzewallungen, Calcium-, Fluorid- und Vitamin D-Präparate gegen Knochenschwund oder Antidepressiva. Und auch ein gesunder Lebensstil mit Sport und eine ausgewogene Ernährung können zu einer besseren Verträglichkeit der Therapie beitragen.


Autorin: Anne Göttenauer, 30.08.2016

Weitere Artikel die Sie interessieren könnten: