Medikamente bei BPS

Auf dem Urologenkongress im September 2006 wurden der aktuelle Stand der medikamentösen BPS-Therapie zusammengefasst und ein neues, Risiko-abhängiges Behandlungsschema vorgeschlagen.

Die gutartige Prostatavergrößerung (BPH, benigne Prostatahyperplasie) wird mit dem Alter immer häufiger und kann zu zahlreichen Krankheitszeichen führen, die man dann BPS (benignes Prostatasyndrom) nennt. Eine ernste Komplikation ist die akute Harnverhaltung. Die subjektive Beeinträchtigung durch die Beschwerden beim Wasserlassen ist mit dem IPSS-Fragebogen messbar. Außerdem für die Behandlungswahl (kontrolliertes Zuwarten, Medikamente oder Operation) wichtig ist die Messung der maximalen Harnflussrate, der Restharnmenge in der Blase nach dem Wasserlassen, der Prostatagröße und des PSA-Werts (Prostataspezifisches Antigen, s. PSA-Wert Bestimmung; Einzelheiten zum BPS, s. Benignes Prostatasyndrom).

Medikamentengruppen und ihre Wirkungen

Phytopharmaka (pflanzliche Arzneimittel, z.B. Kürbiskerne, Brennnessel, Sägepalmenfrucht) können die Beschwerden lindern. Ein Einfluss auf die Vergrößerung der Prostata ist nicht festzustellen. Zum Wirkungsnachweis sind weitere Studien nötig. Phytopharmaka werden deshalb vor allem im Frühstadium eingesetzt.

Alpha-Blocker (Alpha-1-Rezeptoren-Hemmer) lindern die Beschwerden (um 30-40%), verbessern den Harnfluss (um 15-25%) und verringern den Restharn (um etwa 50%), die Prostatagröße bleibt unbeeinflusst. Langfristig können sie also das Risiko einer akuten Harnverhaltung nicht vermindern und eine Operation nur hinauszögern (um etwa 2 Jahre). Wegen einer möglichen, aber kaum bekannten Komplikation (sog. IFIS) sollten sie vor einer Operation des grauen Stars abgesetzt werden (nur in Absprache zwischen den Ärzten!).

5-alpha-Reduktase-Hemmer (5ARI, 5-alpha-Reduktase-Inhibitoren) wirken auf Beschwerden, Harnfluss und Restharn ähnlich wie Alpha-Blocker, reduzieren langfristig aber zusätzlich das Prostatavolumen (um 20-30%) und damit das PSA (um etwa 50%). Ihre Effekte sind bei größerer Prostata (ab 30-40ml) am besten, und sie beeinflussen den natürlichen Krankheitsverlauf: Die Langzeitbehandlung über 1-5 Jahre senkt das Risiko für eine akute Harnverhaltung und eine Operation auf die Hälfte.

Risiko-abhängige Behandlung

Auf Basis dieser Wirkprofile der Medikamente wurde ein Schema für die Behandlung vorgeschlagen, das sich nach dem Risiko für das Fortschreiten der Erkrankung richtet. Dieses Progressionsrisiko steigt mit dem Volumen der Prostata und besteht insbesondere aus dem Auftreten einer akuten Harnverhaltung und der Notwendigkeit einer Operation.

Bei geringen Beschwerden (IPSS unter 7) empfiehlt sich kontrolliertes Zuwarten, wobei das Kontrollintervall bei großer Prostata (über 40ml), also hohem Progressionsrisiko kurz sein sollte (z.B. drei Monate).

Bei mäßigen Beschwerden (IPSS ab 7) werden Medikamente eingesetzt, ebenfalls unter regelmäßiger Kontrolle: Bei niedrigem Progressionsrisiko (Prostata bis 40ml) zunächst Alpha-Blocker, bei hohem Risiko (Prostata über 40ml) zusätzlich 5-alpha-Reduktase-Hemmer. Diese Kombination sollte durch Ausschleichen des Alpha-Blockers nach 6-12 Monaten möglichst wieder beendet werden.

Nach wie vor ist aber bei schlechtem Ansprechen auf die Medikamente, starken Beschwerden und einer Restharnmenge von mehr als 100ml eine Operation geraten. Sie sollte nicht um jeden Preis verschoben werden. Denn mögliche Komplikationen und eine schleichende Schädigung der Harnorgane können ihr Ergebnis verschlechtern, und zudem steigt das allgemeine Operationsrisiko mit dem Alter.

Weitere Informationen zur BPS-Therapie in der Rubrik „Benignes Prostatasyndrom (BPS)“ unter „BPS-Behandlung“ und „Medikamente zur BPS-Behandlung“.

Weitere Artikel die Sie interessieren könnten: