Angststörung erhöht Risiko, an Krebs zu sterben

Auch psychische Erkrankungen können ein Risikofaktor für eine Krebserkrankung sein. So sterben einer aktuellen Studie zufolge Männer mit einer Angststörung deutlich häufiger an Krebs als Männer ohne die psychische Belastung.

Psychische Krankheiten zählen nach wie vor zu den großen Tabuthemen in der Gesellschaft. Dazu gehört auch die generalisierte Angststörung (GAD). Die Betroffenen leiden häufig unter Symptomen mit erheblichem negativen Einfluss auf Alltag und Lebensqualität, wie Muskelverspannungen, Schlaflosigkeit (Insomnie), Konzentrationsschwierigkeiten und generelle Unruhe.

Wie wichtig es aber ist, auch solche Erkrankungen ernst zu nehmen und auch ihren möglichen Zusammenhang zu anderen Erkrankungen zu kennen, zeigt eine aktuelle Untersuchung. Dafür wurden die Daten von 15.938 britischen Studienteilnehmern (European Prospective Investigation into Cancer-Norfolk-Study) analysiert und Erkenntnisse zu einer generalisierten Angststörung bei Männern und Frauen aus dem Zeitraum 1996 bis 2000 mit Sterbefällen aus den folgenden 15 Jahren verglichen. So konnten Patienten erkannt werden, die sowohl an einer generalisierten Angststörung (GAD) litten als auch an einer Krebserkrankung verstorben waren.

Zusammenhang nur bei Männern

Von 7.139 Männern litten 126, von 8.799 Frauen 215 an einer GAD. Von der gesamten Studiengruppe starben 796 Männer und 648 Frauen an einer Krebserkrankung. Die Auswertung dieser Daten ergab, dass für Männer mit einer GAD die Wahrscheinlichkeit, innerhalb von 15 Jahren an Krebs zu versterben, doppelt so groß war wie bei Männern ohne GAD. Für Frauen konnte der Zusammenhang zwischen der psychischen Krankheit und einem krebsbedingten Tod nicht festgestellt werden. Zudem bleibt in weiteren Studien zu prüfen, bei welchen Arten von Krebs der Zusammenhang zu der Angststörung besonders eng ist. Fest steht bislang nur, dass dieser auch nach Berücksichtigung anderer Risikofaktoren für Krebs besteht, wie Alter, Rauchen, Alkohol, mangelnde sportliche Betätigung, chronische Erkrankung oder Medikamente. 

Fraglich sei zudem, so Studienleiterin Olivia Remes von der Universität in Cambridge (Großbritannien), was genau Ursache und was Wirkung bei den zwei Krankheitsbildern ist. Man könne also nicht sagen, welche Erkrankung die andere bedingt oder in irgendeiner Form beeinflusst. Möglich sei, dass die psychische Störung zu einem Lebensstil führt, der wiederum Risikofaktoren zur Folge hat, die bislang in der Untersuchung nicht berücksichtigt wurden.

Ähnlich sieht es auch der britische Psychiater David Nutt. Ihm zufolge sei der hohe Leidensdruck bzw. die verminderte Lebensqualität der Betroffenen durch die GAD auch mit stark erhöhtem Stress verbunden. Dieser könne wiederum negativen Einfluss auf zahlreiche körperliche Prozesse, auch auf solche des Immunsystems und damit der Krebsabwehr, haben.

Psychische Erkrankung ernst nehmen

Aus diesem Grund rät Remes dazu, eine psychische Erkrankung immer ernst zu nehmen und als mögliches Warnsignal für einen schlechten Gesundheitsstatus zu werten. Das gilt nicht nur für medizinische Wissenschaftler und Ärzte, auch die Gesellschaft müsse sensibilisiert werden und dazu beitragen, dass Betroffene einer generalisierten Angststörung die Chance bekommen, behandelt zu werden. Und das nicht nur wegen der starken Auswirkungen der Erkrankungen auf den Alltag der Patienten sowie eines krankheitsbedingten höheren Selbstmordrisikos, sondern eben auch wegen des erhöhten Risikos, an Krebs zu versterben – wie die Studie zeigte.


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