Risiko für aggressiven Prostatakrebs bei Unfruchtbarkeit erhöht

Eine aktuelle Studie belegt den Zusammenhang zwischen Infertilität und einem Prostatakarzinom mit einem hohen Gleason-Score. Bei unfruchtbaren Männer ist die Krebsvorsorge somit besonders wichtig.

In den letzten Jahren wurden einige Studien veröffentlicht über eine mögliche Verbindung zwischen der Fruchtbarkeit von Männern und ihrem Prostatakrebsrisiko. In zwei Untersuchungen hatten kinderlose Männer ein geringeres Risiko als Männer mit Kindern, in einer davon nahm das Risiko auch mit der Zahl der Kinder ab. Im Unterschied dazu war in anderen allerdings kein Zusammenhang festzustellen. In all diesen Studien wurde die Fruchtbarkeit (Fertilität) ohne spezielle Untersuchungen nur anhand der Zahl der Kinder beurteilt. Die Kinderlosigkeit eines Mannes kann jedoch auch beispielsweise an der Unfruchtbarkeit (Infertilität) seiner Partnerin liegen oder eine bewusste Entscheidung sein. Um diese möglichen Fehlerquellen auszuschalten, wurde nun eine neue Studie durchgeführt:

In diese retrospektive (zurückschauende) Untersuchung eingeschlossen waren 19.106 Männer, deren Fruchtbarkeit zwischen 1967 und 1998 in einem von 15 Zentren in Kalifornien untersucht worden war. Anhand des kalifornischen Krebsregisters wurde nun bestimmt, bei wievielen von ihnen Prostatakrebs aufgetreten war und wieviele Fälle zu erwarten gewesen wären, jeweils getrennt nach allen, niedriggradigen (low grade, Gleason-Score 5-7) und hochgradigen Tumoren (high grade, Gleason-Score 8-10).

Die Ergebnisse: 24% der Untersuchten waren unfruchtbar, 76% fruchtbar. Während der Nachbeobachtungszeit von durchschnittlich 11,4 Jahren kam es unter ihnen insgesamt etwas weniger oft zu Prostatakrebs als erwartet, wobei die nachgewiesene Fruchtbarkeit einen schützenden Effekt hatte. Bei unfruchtbaren Männern lag die Rate an niedriggradigen Tumoren kaum höher, die Rate an hochgradigen Tumoren jedoch doppelt so hoch als erwartet. Im direkten Vergleich zu fruchtbaren Männern hatten unfruchtbare Männer ein deutlich erhöhtes Risiko (eine so genannte adjustierte Hazard Ratio) von 1,8 für alle Tumoren (80% höher), von 1,6 für niedriggradige Tumoren (60% höher) und von 2,6 für hochgradige Tumoren (160% höher). Als wichtigster unabhängiger Risikofaktor für Prostatakrebs stellte sich jedoch ein zunehmendes Alter heraus.

Die Ergebnisse zeigen einen engen Zusammenhang zwischen der Unfruchtbarkeit (Infertilität) eines Mannes und seinem Risiko, später an einem hochgradigen Prostatakarzinom zu erkranken. Sie legen damit nahe, dass Infertilität ein Risikofaktor für einen behandlungsbedürftigen Tumor ist. Dafür könnten auch andere Faktoren mit verantwortlich sein. Die Vermutung, dass unfruchtbare Männer sich häufiger untersuchen lassen und deshalb bei ihnen öfters Prostatakrebs festgestellt wird, trifft aber nicht zu, da die Krebshäufigkeit bei ihnen sogar etwas niedriger war als erwartet.

Nach einer israelischen Studie haben Männer mit totgeborenen oder wenigen, insbesondere männlichen Kindern ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs. Somit könnte das Y-Chromosom (nur bei Männern vorhandenes Erbgut) das Bindeglied sein: Gendefekte, fehlerhafte Reparaturmechanismen des Erbguts und andere genetische Besonderheiten könnten zur Unfruchtbarkeit führen und so das Prostatakrebsrisiko erhöhen. Wahrscheinlicher aber, und dafür sprechen auch andere Untersuchungen, bilden sie die gemeinsame Grundlage für beide Erkrankungen, indem sie diese direkt auslösen oder schädigende Einflüsse (z.B. durch Ernährung oder Umwelt) verstärken.

Fazit der Autoren

Die Studie liefert neue Belege für einen möglichen Zusammenhang zwischen der Unfruchtbarkeit eines Mannes und seinem Risiko für aggressiven Prostatakrebs. Sie bedarf der Bestätigung und sollte Anlass dazu geben, weiter nach eventuellen gemeinsamen Ursachen zu fahnden. Männer, bei denen eine Unfruchtbarkeit festgestellt wurde, sollten Vorsorgeuntersuchungen durchführen lassen, da sie ein erhöhtes Risiko speziell für hochgradigen Prostatakrebs haben.

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