Therapie des lokal begrenzten Prostatakarzinoms im deutschen Versorgungsalltag

Die Auswertung der HAROW-Studie ergab, dass die meisten Patienten mit einem lokal begrenzten Prostatakarzinom ein niedriges Risiko haben, die Operation wählen und sich ärztlich bestens betreut fühlen.

Die Abkürzung HAROW steht für die fünf Möglichkeiten zur Behandlung von lokal begrenztem ProstatakrebsHormontherapie, Active Surveillance (aktive Überwachung), Radiotherapie (Strahlentherapie), Operation (radikale Prostatektomie) und Watchful Waiting (abwartendes Beobachten).

Die HAROW-Studie hatte das Ziel, die Versorgung von Patienten mit lokal begrenztem Prostatakrebs im deutschsprachigen Raum zu beschreiben. Sie startete 2008 und umfasste 2957 Patienten in einer Laufzeit von 5 Jahren. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 28,4 Monate, in der Gruppe mit aktiver Überwachung verlängerte sich dieser Zeitraum durch Nachbefragung auf 47,6 Monate. Durchgeführt wurde die Studie von der gemeinnützigen Stiftung Männergesundheit e.V. mit finanzieller Unterstützung durch ein privates Unternehmen. Die Rekrutierung der Studienärzte erfolgte über den Berufsverband Deutscher Urologen (BDU). Die im Vorfeld geplante Rekrutierung von 250 Studienärzten wurde erreicht.

Ziel der Studie war die Beantwortung von Fragen, die für den Patienten und den Arzt wichtig sind, die in anderen Untersuchungen aber noch nicht geklärt wurden, zum Beispiel welchen Wert die einzelnen Therapieoptionen unter Alltagsbedingungen haben. Hierzu dokumentierten sowohl die Patienten als auch die Studienärzte in Praxen und Kliniken den Verlauf in regelmäßigen Abständen.

Ältere Patienten waren vorwiegend in den Gruppen mit palliativen Therapiestrategien wie Hormontherapie (HT) und „watchful waiting zu finden. In der HT-Gruppe war auch der höchste Anteil (21,2 %) an Patienten mit einem Gleason-Score ≥ 8. In der Active Surveillance-Gruppe (AS) war der Anteil an Patienten mit einem Gleason-Score ≤ 6 mit 92,5 % am höchsten. In dieser Therapiegruppe befand sich auch der höchste Anteil an Patienten mit niedrigem Risikoprofil (82,5 %), und der durchschnittliche PSA-Wert war mit 5,8 ± 3,4 ng/mL am niedrigsten. 170 von 468 AS-Patienten (36,3%) wechselten die Behandlungsstrategie.

Die Lebensqualität der Patienten und ihr Verhältnis zum behandelnden Arzt war ein wichtiger Bestandteil der HAROW-Studie und wurde mit verschiedenen Fragebogen erfasst. Die Beurteilung der Lebensqualität bezüglich der allgemeinen Gesundheit, der Krebserkrankung und deren Änderung über die Zeit lieferte im Großen und Ganzen keine unerwarteten Ergebnisse. Signifikante Unterschiede in der globalen Lebensqualität konnten im Langzeitverlauf zwischen AS und den kurativen Therapieoptionen nach Adjustierung für die Krankheitsschwere nicht festgestellt werden. Die Lebensqualität in der HT-Gruppe hatte den niedrigsten Ausgangswert und blieb – wie auch in allen anderen Gruppen – im Beobachtungszeitraum nahezu konstant auf diesem Niveau.

Fazit der Autoren

Die Ergebnisse der HAROW-Studie zeigen, dass die Studienärzte gut zwischen kurativen und palliativen Therapiestrategien differenzieren. Die Präferenz der OP bei der Mehrzahl der Tumoren mit niedrigem Risikoprofil deutet auf eine Überbehandlung hin.

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