Behandlungsplanung beim BPS

Nur anhand der vollständigen Untersuchungsergebnisse können Arzt und Patient gemeinsam das weitere Vorgehen festlegen: Kontrolliertes Zuwarten, medikamentöse Behandlung oder operativer Eingriff.

Ziele der Therapie sind, die Beschwerden des Betroffenen am unteren Harntrakt (engl. LUTS) zu lindern, seine Lebensqualität zu verbessern und Komplikationen zu vermeiden. So darf der eingeschränkte Harnabfluss aus der Blase, also das Blasenauslasshindernis (engl. BOO) nicht unbeobachtet und auf Dauer unbehandelt bleiben, selbst bei geringen Beschwerden. Denn dieses beeinträchtigt die Speicherung von Urin in der Blase und dessen Entleerung und kann Blase und Nieren schädigen (s. auch Zeichen und Komplikationen des BPS).

Für die BPS-Behandlung gelten laut Leitlinie folgende Grundsätze:

  • Vor Beginn einer Therapie sollten die im vorherigen Abschnitt beschriebenen Untersuchungen durchgeführt und die Befunde sorgfältig bewertet werden (s. Untersuchung beim BPS).
  • Um zu vermeiden, dass eine Behandlung unwirksam bleibt, ist es nötig, für jede Therapieform die dafür geeigneten Patienten gezielt auszuwählen.
  • Die Behandlung ist für jeden Patienten individuell anzupassen und muss dem vorgeschriebenen Einsatzgebiet des jeweiligen Medikaments beziehungsweise Verfahrens entsprechen.
  • Der Arzt sollte die Wirksamkeit der Behandlung anhand eines Fragebogens und gegebenenfalls anhand von Untersuchungen überprüfen.
  • Nach Aufklärung des Patienten sollten Arzt und Patient gemeinsam das Behandlungsverfahren auswählen.

Auswahl der geeigneten Behandlung

Zunächst ist festzustellen, ob eine absolute Indikation (ein zwingender Grund) zur Operation besteht. Als solche gilt folgendes, sofern es von einem BPS verursacht wurde (s. auch Zeichen und Komplikationen des BPS):

  • Wiederholte akute Harnverhaltung (Ischurie)
  • Wiederholte Entzündungen der Harnwege (Harnweginfektion)
  • Wiederholt sichtbare, medikamentös nicht beherrschbare Blutbeimengung zum Urin (Makrohämaturie, s. Hämaturie)
  • Harnblasensteine
  • Erweiterung der oberen Harnwege (Harnleiter, Nierenbecken, Nierenkelche), eingeschränkte Nierenfunktion, Nierenschwäche (Niereninsuffizienz)

Liegt keine absolute Operationsindikation vor, stellt sich als nächstes die Frage, ob ein klinisch bedeutsames Blasenauslasshindernis (BOO) vorhanden ist, ob die Prostata also den Harnabfluss aus der Blase erheblich behindert (Näheres zur Beurteilung der Befunde s. Untersuchung beim BPS). Falls ja, kann wegen möglicher Komplikationen ein operativer Eingriff anzuraten sein, selbst wenn die Beschwerden am unteren Harntrakt (LUTS) nicht sehr stark sind (Näheres zur Operation s. Operationsverfahren zur BPS-Behandlung). Falls nein, kommt es auf den Leidensdruck des Betroffenen an: Ist er groß, sollte medikamentös behandelt werden (Näheres dazu s. Medikamente zur BPS-Behandlung). Ist er aber gering, kommt das kontrollierte Zuwarten infrage:

Kontrolliertes Zuwarten

Das BPS schreitet oft über lange Jahre nur langsam voran, wobei die Beschwerden stark schwanken und sogar vorübergehend verschwinden können. So fühlen sich viele Männer von ihren Beschwerden am unteren Harntrakt (LUTS) nicht so beeinträchtigt, dass sie eine Behandlung wünschen. Sofern eine solche nicht aus medizinischen Gründen anzuraten ist (s.o.), kann man bei den Meisten von ihnen zunächst abwarten und erst bei einer Verschlechterung eine medikamentöse oder operative Therapie durchführen. Weil der Harnabfluss auch unbemerkt schlechter werden kann, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen nötig.

Nach Abschluss der Untersuchungen und Aufklärung des Patienten kommt ein solches kontrolliertes Zuwarten infrage bei milden oder mäßigen Beschwerden (IPSS 1 bis 19) und allenfalls geringem Leidensdruck (beides s. Untersuchung beim BPS). Hierunter bleiben nach Studien mehr als 80% der Männer für ein Jahr stabil, nach 5 Jahren sind es immerhin noch etwa zwei Drittel.

Unterstützende Maßnahmen

Sowohl beim kontrollierten Zuwarten als auch während einer Behandlung des BPS kann der Betroffene selbst einiges für sich tun. So können schon geringe Veränderungen von Lebensstil oder Verhalten die Beschwerden verbessern und eine Verschlechterung verhindern, die eine medikamentöse oder operative Behandlung erfordert. Dies sind z.B.:

  • Einschränken der Flüssigkeitszufuhr zu ungünstigen Zeitpunkten (z.B. spät abends oder vor dem Ausgehen), ohne aber die empfohlene tägliche Trinkmenge zu verringern
  • Vermindern oder Vermeiden von Koffein und Alkohol
  • Ablenkung vom Harndrang
  • Behandlung bei Verstopfung
  • Überprüfen, welche Medikamente der Patient ansonsten einnimmt, und gegebenenfalls Änderung dieser Behandlung

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