LH-RH-Analoga-Behandlung bei Prostatakarzinom seit 25 Jahren

Schon seit einem viertel Jahrhundert ist die Behandlung mit so genannten LH-RH-Analoga verfügbar. Die Erfahrungen und Erfolge damit fasst ein gerade erschienener Fachartikel zusammen.

Weil das Prostatakarzinom so häufig vorkommt, werden große Anstrengungen unternommen, um die Diagnostik und Therapie zu verbessern. Schon seit mehr als 60 Jahren ist bekannt, dass diese Krebsform von Androgenen, den männlichen Geschlechtshormonen abhängig ist.

Grenzen der operativen Kastration und Östrogenbehandlung

Zunächst versuchte man, die Androgen-Bildung durch Entfernung der Hoden (operative Kastration) zu vermindern oder die Androgen-Wirkung durch hoch dosierte Gabe von Östrogenen, den weiblichen Geschlechtshormonen zu blockieren (medikamentöse Kastration, gegengeschlechtliche Hormonbehandlung).

Die hohen Ansprechraten von 60-70% zeigten, dass das Prostatakarzinom empfindlich auf eine Hormonbehandlung reagiert. Es ist sogar die empfindlichste aller hormonsensiblen Krebsformen. Dennoch werden beide Methoden heutzutage wegen der psychischen und körperlichen Nebenwirkungen nur noch in besonderen Fällen angewendet.

Die erste LH-RH-Analoga-Behandlung

Nach jahrelangen Tierversuchen wurde 1979 der erste Prostatakarzinom-Patient mit einem LH-RH-Analogon behandelt. Nach einem anfänglichen Anstieg fielen die Androgen-Spiegel nach zwei Wochen unerwartet stark ab, genausoweit wie nach einer operativen Kastration. Aber erst seit 1983 ist bekannt, wie diese Androgen-Absenkung funktioniert (siehe „Medikamentöse Behandlung des Prostatakarzinoms").

Seither wurden weitere LH-RH-Analoga entwickelt und in zahlreichen Studien getestet, auch um die Dosierung und den Zufuhrweg zu optimieren. Mittlerweile wurden Millionen von Männern behandelt, und es traten keine unerwünschten Wirkungen auf, außer denen der (beabsichtigten) Androgen-Absenkung.

LH-RH-Analoga beim lokalisierten Prostatakarzinom

Wegen dieser guten Verträglichkeit hat sich das Einsatzgebiet der LH-RH-Analoga ausgeweitet: Nach den Fortschritten, die sie bei der Behandlung des metastasierten Prostatakarzinoms gebracht hatten, konnten sie auch beim lokalisierten Prostatakarzinom eingesetzt werden. Dabei senken sie neueren Studien zufolge die Todesrate nach 5 Jahren um 37-81% (abhängig von Stadium, Gleason-Score und Erstbehandlung). Auch zum primären Einsatz von LH-RH-Analoga (ohne Erstbehandlung wie radikale Prostatektomie) liegen erste, viel versprechende Ergebnisse vor.

Komplette Androgen-Blockade

Als komplette Androgen-Blockade bezeichnet man die Behandlung mit einer Kombination aus LH-RH-Analogon und Antiandrogen. Bei fortgeschrittenem Prostatakarzinom haben sich folgende Vorteile gegenüber der operativen Kastration herausgestellt: Höhere Ansprechraten der Tumoren, bessere Linderung von Metastasen-Schmerzen, längeres krebsfreies Überleben, längere Überlebenszeit.

Beim lokalisierten Prostatakarzinom hat sich gezeigt, dass eine Nachbehandlung mittels kompletter Androgen-Blockade den Tumor nicht nur am Wachsen hindert, sondern ihn bei Langzeitbehandlung sogar zum Verschwinden bringt. Nach 6 Jahren beträgt die Wahrscheinlichkeit einer dauerhaften Heilung 50%, nach 8-10 Jahren 90%. Und solange keine Metastasen vorliegen, wird der Tumor nur sehr selten resistent, auch nicht nach Unterbrechung der Dauertherapie.

Dies spricht für eine frühzeitige komplette Androgen-Blockade für mindestens 6 Jahre bei Patienten mit lokalisiertem Prostatakarzinom, bei denen die Erstbehandlung nicht erfolgreich war und andere Zweitbehandlungen nicht aussichtsreich sind. Wegen der langen Dauer bis zum Verschwinden des Tumors sollte ein PSA-Abfall nicht zur vorzeitigen Beendigung der Therapie verleiten.

Insofern ist die intermittierende (immer wieder unterbrochene) Androgen-Blockade derzeit außerhalb von Studien nicht zu empfehlen. Auch fehlen noch Studien zum direkten Vergleich mit LH-RH-Analoga ohne Antiandrogen und zum Einsatz als Erstbehandlung.

Doch trotz aller neuen Erkenntnisse: Beim Prostatakarzinom kommt es darauf an, es möglichst früh zu erkennen und noch im lokalisierten Stadium sofort wirksam zu behandeln. Denn eine Metastasierung erschwert die Therapie ungemein und macht eine Heilung zur Ausnahme.
 

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