TOAD-Studie: Früher Start der Hormontherapie von Vorteil

Wann eine Hormonentzugstherapie beim Prostatakarzinom gestartet werden sollte, wurde in der Studie TOAD („Timing Of Androgen Deprivation“) untersucht. Welche Patienten durch einen frühen Therapiebeginn z. B. hinsichtlich des Gesamtüberlebens profitieren,1 lesen Sie hier.

Bei der Entstehung eines Prostatakarzinoms (PCa) spielen die männlichen Geschlechtshormone – die Androgene mit seinem bekanntesten Vertreter, dem Testosteron – eine zentrale Rolle. Ein etablierter Bestandteil der Prostatakrebsbehandlung ist daher die sogenannte Androgendeprivationstherapie (ADT), bei der es sich um einen medikamentösen Hormonentzug handelt. Bekannt ist, dass ein frühzeitiger Beginn der ADT die Überlebensdauer von Patienten mit metastasiertem oder lokal fortgeschrittenem PCa verbessern kann.2-4 Doch was ist mit Patienten, die unter einem Rezidiv (PSA-Anstieg nach Operation oder Bestrahlung) leiden oder aus anderen Gründen für eine kurative (heilende) Therapie nicht in Frage kommen?1 Antworten gibt nun die TOAD-Studie.

Was genau wurde in der TOAD-Studie untersucht?

In der TOAD-Studie wurde untersucht, ob ein frühzeitiger Start der ADT verglichen mit einem späteren Behandlungsbeginn das Fortschreiten der Prostatakrebserkrankung und die Überlebensdauer insgesamt verbessern kann bei Patienten mit:1

  • einem bereits kurativ behandelten Prostatakarzinom, bei denen der PSA-Wert erneut ansteigt (biochemisches Rezidiv) (261 Studienteilnehmer),
  • einem neu-diagnostizierten, jedoch nicht-heilbaren Prostatakarzinom, die keine Symptome zeigen (32 Studienteilnehmer).

Insgesamt nahmen 293 Prostatakrebspatienten an der TOAD-Studie teil. Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip (Randomisierung) eingeteilt in 2 Behandlungsgruppen, den sogenannten Studienarmen:1

  1. Studienarm „Frühe ADT“ (142 Studienteilnehmer):
    Die ADT begann bei diesen Patienten innerhalb von 8 Wochen nach der Einteilung in die Behandlungsgruppe.
  2. Studienarm „Verzögerte ADT“ (151 Studienteilnehmer):
    Bei diesen Patienten wurde empfohlen, die ADT mit einer zeitlichen Verzögerung von mindestens 2 Jahren zu starten. Sprach aus Sicht des behandelnden Arztes vor Ablauf der 2 Jahre bei einzelnen Patienten ein medizinscher Grund für einen vorzeitigen Therapiebeginn, wurde die ADT früher begonnen.

Überprüft wurde für die Patienten aus den beiden Studienarmen bis zu 8 Jahre lang:1

  • die Überlebensdauer insgesamt,
  • das Fortschreiten der Krebserkrankung,
  • die Nebenwirkungen der ADT,
  • die Lebensqualität der Patienten.

Überlebensdauer: Frühe ADT brachte klare Vorteile gegenüber der verzögerten ADT1

Der frühe Beginn der ADT verlängerte statistisch signifikant die Überlebenszeit („Gesamtüberleben“) der Prostatakrebspatienten (Abb. 1). Der Unterschied in der Überlebensdauer kristallisierte sich nach 5 Jahren heraus: Von den Patienten, die eine „frühe ADT“ erhalten hatten, lebten insgesamt noch 91,2 %. Von Patienten, die erst später eine ADT erhielten nur 86,4 %. Auch in den darauffolgenden Jahren nahm der Unterschied in der Überlebensdauer zwischen den beiden Behandlungsgruppen weiter zu: 7 Jahre nach Studienbeginn lebten insgesamt noch 81 % der Patienten aus der Behandlungsgruppe „frühe ADT“, wohingegen nur noch 65 % der Patienten lebten, deren Therapiestart zeitlich verzögert erfolgte.1

Fortschreiten der Krebserkrankung: Auch hier Vorteil durch frühen Start der ADT

Ein früher ADT-Start verzögerte gegenüber einem späteren ADT-Start das Fortschreiten der Krebserkrankung (Progression) innerhalb der Prostata (lokale Progression) oder das Auftreten von Metastasen außerhalb der Prostata (Fernmetastasen) (Abb. 2):1

  • Ein lokales Fortschreiten der Krebserkrankung wiesen insgesamt 13 % (18 von 140) der Patienten unter „früher ADT“ und 20 % (30 von 150) unter „verzögerter ADT“ auf.
  • Fernmetastasen traten bei 19 % (27 von 140) der Patienten unter „früher ADT“ und bei 20 % (30 von 150) der PCa-Patienten unter verzögerter ADT auf.
  • Außerdem entwickelten die PCa-Patienten, die schon früh eine Hormontherapie erhielten, signifikant seltener (32 %) eine Kastrationsresistenz  (Fortschreiten der Tumorerkrankung trotz gleichzeitiger Unterdrückung der Androgene) als die Patienten, die erst später mit der ADT begannen (42 %) (Abb. 2)

Komplikationen, Nebenwirkungen und Lebensqualität

Bei Patienten, die früh mit der ADT begannen, traten Prostatakrebs-bezogene Komplikationen (ab Therapiestart) später auf als bei solchen, die verzögert mit der Behandlung starteten. Ob mit der ADT früher oder später begonnen wurde, machte für das Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen und für die Lebensqualität der Patienten keinen Unterschied.1


Fazit der Autoren

Die Studie gibt einen Anhaltspunkt dafür, dass durch einen frühzeitigen Start der Androgendeprivationstherapie (ADT) gegenüber einem späteren Beginn der ADT die Überlebensdauer verlängert wird bei:1

1. Patienten mit einem neu-diagnostizierten, unheilbaren Prostatakarzinom ohne Symptome.

2. Patienten, die schon früher wegen eines Prostatakarzinoms kurativ behandelt wurden und bei denen der PSA-Wert erneut ansteigt.

Gleichzeitig zeigten Patienten unter früher ADT ein langsameres Fortschreiten der Erkrankungen und entwickeln seltener eine Kastrationsresistenz.1


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