Kaffeekonsum und Prostatakrebsrisiko

Bei Männern, die täglich mehr als 6 Tassen Kaffee trinken, ist die Gefahr, ein fortgeschrittenes Prostatakarzinom zu bekommen, weniger als halb so groß wie bei „Kaffee-Abstinenzlern“. Normal oder koffeinfrei spielt dabei keine Rolle.

Kaffee enthält eine Vielzahl chemischer Substanzen wie Koffein, Mineralstoffe und so genannte sekundäre Pflanzenstoffe (z.B. Kaffeesäure). Manche davon haben einen Einfluss auf den Stoffwechsel von Blutzucker oder von Geschlechtshormonen (z.B. Androgene), und manche wirken entzündungshemmend oder schützen den Körper als Antioxidanzien vor gefährlichen Stoffwechselprodukten. Da alle diese Vorgänge auch bei Prostatakrebs eine Rolle spielen können, haben amerikanische Forscher den Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und dem Risiko für ein Prostatakarzinom genauer untersucht:

In der Health Professionals Follow-up Study werden seit 1986 Lebensweise und Gesundheit von mehr als 50.000 Männern untersucht, die in den USA im Gesundheitswesen arbeiten und zu Anfang zwischen 40 und 75 Jahre alt waren. Davon hatten knapp 48.000 Männer zwischen 1986 und 2006 auch alle 4 Jahre einen ausführlichen Fragebogen über ihre Ernährung ausgefüllt, so dass sie in diese Auswertung eingeschlossen werden konnten. Bei ihnen wurde das Auftreten von Prostatakrebs bis 2006 sowie das Vorkommen von Metastasen und Todesfällen bis 2008 verfolgt.

Die Ergebnisse: Von 47.911 Männern bekamen 5035 Prostatakrebs, der bei 3221 als nicht fortgeschritten beurteilt wurde (T1-2 N0 M0; auf die Prostata begrenzt, zum TNM-System s. Wachstum und Ausbreitung des Prostatakarzinoms) und bei 896 als fortgeschritten (T3b-4 und/oder N1 und/oder M1 oder Tod an Prostatakrebs), davon bei 642 als letal (tödlich; Knochenmetastasen oder Tod an Prostatakrebs). Zwei Drittel aller tranken mindestens eine Tasse Kaffee pro Tag, 5% sogar mindestens sechs Tassen. In der letzten Gruppe waren häufiger Raucher und seltener Männer mit hoher körperlicher Aktivität.

Nach der Korrektur der Daten um Alter, Rauchen, Übergewicht und andere Einflussgrößen zeigte sich folgender Zusammenhang: Im Vergleich zu Männern, die keinen Kaffee tranken, hatten Männer mit einem hohen Kaffeekonsum (mindestens 6 Tassen pro Tag) ein geringeres Risiko für Prostatakrebs, und zwar um 18% für alle Formen, um 53% für einen fortgeschrittenen Tumor und um 60% für die letale Form (Anm.: bei 4-5 Tassen pro Tag nur um 7%, 27% bzw. 24% geringer). Hochgradige Tumoren (Gleason-Score 8-10) traten kaum seltener auf, kein Zusammenhang bestand zu niedriggradigen Tumoren (Gleason-Score 2-6) und zu nicht fortgeschrittenem Krebs. Ebenso spielte es keine Rolle, ob die Männer normalen oder dekoffeinierten Kaffee getrunken hatten. Dies sprach für einen Einfluss anderer bioaktiver Stoffe im Kaffee als Koffein.

Da die starken Kaffeetrinker ungesünder lebten (z.B. mehr rauchten und sich weniger bewegten) als die „Kaffee-Abstinenzler“, machte es unwahrscheinlich, dass ihre sonstigen Angewohnheiten die Ergebnisse verfälschten. Auch ließ sich kein Anhalt für eine umgekehrte Verbindung finden, dass also fortgeschrittene Tumoren zu einer verminderten Kaffeezufuhr geführt hätten. Dass bisher kein Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Prostatakrebs gefunden wurde, lag vermutlich an verschiedenen Beschränkungen der früheren Untersuchungen (z.B. geringe Fallzahl, keine Auswertung nach Krebsstadien). Nachteile dieser Studie bestehen nach Meinung der Autoren in Art und Umfang der Erhebung (subjektive Angaben in Fragebogen und keine Erfassung des Konsums in früheren Lebensjahren).

Fazit der Autoren

Männer, die regelmäßig Kaffee tranken, hatten ein geringeres Risiko für fortgeschrittenen und letalen Prostatakrebs. Es ist verfrüht, Männern aufgrund dieser einen Studie zu empfehlen, mehr Kaffee zu trinken, um dieses Risiko zu vermindern. Zudem müssten dabei auch die Wirkungen von Kaffee auf andere Bereiche der Gesundheit berücksichtigt werden (Anm.: z.B. mögliche negative Effekte auf den Magen-Darm-Trakt oder das Herz-Kreislauf-System). Die Ergebnisse könnten dennoch wichtig sein, zumal noch keine anderen beeinflussbaren Risikofaktoren für fortgeschrittenen Prostatakrebs bekannt sind. Sie sollten in anderen aussagekräftigen Studien überprüft werden.

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