Entscheidungshilfe für Patienten im Internet

Nach der Diagnose Prostatakrebs müssen sich Arzt und Patient gemeinsam für das weitere therapeutische Vorgehen entscheiden – sei es für die Strategie des abwartenden Beobachtens, die Operation oder eine Bestrahlung. Hilfestellung bei der Entscheidung kann ein Pilotprojekt im Internet bieten.

Was ist die Entscheidungshilfe Prostatakrebs?

PD Dr. med. dr. Phil. Johannes Huber, Facharzt für Urologie aus Dresden zum Thema Entscheidungshilfe Prostatakrebs

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Patienten mit nicht metastasiertem Prostatakarzinom steht seit Kurzem eine onlinebasierte interaktive personalisierte Entscheidungshilfe zur Verfügung. Diese wurde von der PatientenAkademie der Deutschen Urologen (eine gemeinsame Initiative der Deutschen Gesellschaft für Urologie, DGU, und des Berufsverbands der Deutschen Urologen, BDU) entwickelt, um Betroffene und ihre behandelnden Urologen bei der Wahl der individuell richtigen Therapie zu unterstützen. „Das Besondere an unserem Angebot ist die interaktive Personalisierung nach onkologischem Risiko, Erektionsfunktion und Begleiterkrankungen. Das kann keine noch so gute Broschüre leisten“, sagt Projektleiter PD Dr. Dr. Johannes Huber aus Dresden.

Im deutschsprachigen Raum ist das Konzept bislang einzigartig: Kurz nach der Erstdiagnose bietet der Urologe seinen Prostatakrebspatienten die Nutzung der personalisierten Entscheidungshilfe an. Dafür stellt er dem Betroffenen einen individuellen Zugangscode sowie acht klinische Angaben zur Verfügung, anhand derer der Patient leitliniengerechte personalisierte Informationen zu seiner Erkrankung und den Behandlungsmöglichkeiten erhält. Dabei sind alle Inhalte auch als patientenorientierte Erklärvideos aufbereitet. So ermöglicht das Portal dem Patienten, sich in Ruhe zu Hause mit der Thematik zu befassen – evtl. auch mit Hilfe von Personen seines Vertrauens.

Gut vorbereitet zum Arzt

Zum nächsten Arztgespräch kann der Betroffene dann eine standardisierte Zusammenfassung seiner Daten mitbringen, inkl. Angaben zu weiteren Erkrankungen (Komorbidität), zu möglichen sexuellen Problemen oder solchen beim Harnlassen (Erektions- und Miktionsfunktion), psychischen Belastungen und subjektiven Schwerpunkten. Von dieser gezielten Vorbereitung auf das Gespräch profitieren Arzt und Patient.

„Etwa zwei von drei Betroffenen werden unser Angebot nutzen können“, schätzt Huber. „Denn mittlerweile liegt die Internetnutzung der 70-Jährigen in dieser Größenordnung. Einige weitere werden sich sicher von ihren Kindern oder Enkeln helfen lassen.“

Die Effekte der Entscheidungshilfe Prostatakrebs sollen im Verlauf wissenschaftlich ausgewertet werden, woraus zusätzlich wertvolle Erkenntnisse zur Versorgung von Prostatakrebspatienten gewonnen werden.

Urologen begrüßen informierte Patienten

Das Portal entspricht dem zunehmenden Bedürfnis von Patienten, sich intensiv über ihre Erkrankung zu informieren. Denn im Gegensatz zu einer aktuellen Umfrage unter rund 800 niedergelassenen Ärzten, wonach diese informierte Patienten kritisch sehen, betonen die Mitglieder der DGU und des BvDU, dass sie informierte Patienten ausdrücklich begrüßen. Nicht ohne Grund engagieren sich die urologischen Gesellschaften für eine bessere medizinische Aufklärung der Bevölkerung mit einer Vielzahl an Informationsangeboten. „Für uns steht das legitime Informationsbedürfnis der Patienten nicht infrage“, sagt BvDU-Präsident Dr. Axel Schroeder. „Aber natürlich wissen wir, dass es für medizinische Laien vor allem bei der selbstständigen Internetrecherche schwierig ist, seriöse Quellen zu identifizieren. Medizinisch geprüfte Informationen sind aber gerade für onkologische Patienten, allen voran Prostatakrebspatienten, besonders wichtig.“ Hier kann die Entscheidungshilfe Prostatakrebs weiterhelfen.

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