PSA-Test sinnvolle Selbstzahlerleistung
Für Experten bleibt der PSA-Test zur individuellen Krebsfrüherkennung eine sinnvolle Selbstzahlerleistung in der urologischen Praxis.
Immer wieder sehen sich Ärzte mit dem Vorwurf konfrontiert, mit dem Angebot von möglicherweise unnötigen medizinischen Leistungen, die nicht von den Krankenkassen übernommen werden, den Patienten das Geld aus der Tasche ziehen zu wollen.
Dass die sogenannten individuellen Gesundheitsleitungen (IGeL) aber nicht generell überflüssig und nur reine Geldmacherei sind, zeigt die aktuelle Debatte um den PSA-Test. Dieser wird nicht von den Krankenkassen bezahlt, obwohl die geltenden S3-Leitlinien zur Früherkennung, Diagnose und Therapie von Prostatakrebs ihn empfehlen. Somit müssen Männer entscheiden, ob sie bereit sind, die Kosten im Rahmen der Krebsvorsorge selbst zu übernehmen.
Nun hat der im Auftrag des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e. V. (MDS) tätige „IGeL-Monitor“ den PSA-Test nicht nur als überflüssig, sondern sogar als tendenziell negativ bewertet, das heißt mit Belegen für einen geringen Schaden bei nur sehr geringem Nutzen.
Diese Einschätzung stößt bei den urologischen Fachgesellschaften auf großes Unverständnis: Sie berücksichtige nicht die aktuelle Datenlage, kritisieren die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) und der Berufsverband der Deutschen Urologen (BDU). „Die Datenlage zum PSA-Test hat sich verändert, nachdem sich die US-amerikanische PLCO-Studie, die gegen den Nutzen der PSA-basierten Früherkennung sprach, kürzlich als fehlerhaft herausgestellt hat“, sagt der ehemalige DGU-Präsident Prof. Dr. Kurt Miller. Dies müssten die Krankenkassen in ihrem IGeL-Votum berücksichtigen.
Im Dezember 2018 hat nun der gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ein Beratungsverfahren eingeleitet und das IQWiG mit der Recherche und Bewertung des aktuellen Standes der Früherkennung von PCA mittels PSA-Test beauftragt. Die DGU hat dazu bereits eine Stellungnahme abgegeben. Die Fachgesellschaft empfiehlt den PSA-Test für Männer ab 45 Jahren bis zum 70. Lebensjahr. Bei einem familiären Risiko sollte das PSA bereits ab dem 40. Lebensjahr gemessen werden. Die Intervalle für die Messung sollten danach in Abhängigkeit vom Ausgangswert festgelegt werden.
Bis eine Entscheidung zur Übernahme der PSA-Messung als Kassenleistung erfolgt ist, wird der PSA-Test weiterhin als IGeL-Leistung von den Urologen empfohlen.
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Fehlerhafte Studie – PSA-Test zu Unrecht in Verruf?
Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU)
Berufsverband der Deutschen Urologen e. V. (BDU)
Leitlinienprogramm Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF), Deutschen Krebsgesellschaft e. V. (DKG) und Deutschen Krebshilfe e. V. (DKH) (Hrsg.): Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms. Version 5.1, Mai 2019