Stadien, Prognose, Behandlungsplanung bei Prostatakrebs

Frage: Mein Arzt sagte, ich habe lokal begrenzten Prostatakrebs, in einem Bericht steht „Stadium II“. Was ist der Unterschied?

Antwort: Prostatakrebs ist schon so lange bekannt, dass es entsprechend viele Stadieneinteilungen gibt. Sie sind vor allem für Forscher interessant, aber ohne die Angabe, welche Methode verwendet wurde, wertlos. In der Praxis ist es wichtig zu wissen, ob der Tumor lokal begrenzt oder lokal fortgeschritten ist oder schon Metastasen gebildet hat. Da diese Begriffe manchmal missverständlich verwendet werden, verlässt man sich besser auf die Erfassung der Tumorausbreitung mit dem TNM-System (in Ihrem Fall wahrscheinlich T2b oder T2c N0 M0). Dies ist genauer und heute Standard, weil es beispielsweise als Basis für das weitere Vorgehen dient.

Frage: Ich wurde wegen einer vergrößerten Prostata operiert. Dabei wurde Krebs festgestellt. Wie viele Jahre habe ich noch, wenn ich mich nicht weiter behandeln lasse?

Antwort: Das lässt sich so nicht beantworten. Ihre Prognose hängt von vielen Dingen ab, zum Beispiel Ihrem Alter, eventuellen anderen Erkrankungen, der Ausbreitung des Tumors und der pathologischen („feingeweblichen“) Beurteilung des Gewebes. Am besten, Sie sprechen mit Ihrem Arzt. Er kennt Sie und Ihre Befunde, und vielleicht sind auch noch weitere Untersuchungen nötig. Dann kann er Sie ausführlich beraten und mit Ihnen zusammen über das weitere Vorgehen entscheiden.

Frage: Gibt es denn beim Prostatakrebs selbst auch Sachen, die besonders gut oder schlecht sind?

Antwort: Ja. Neben dem Alter und Gesundheitszustand des Betroffenen, der Ausbreitung des Tumors und dem PSA-Wert spielt der Befund der Prostatabiopsie (Probeentnahme) für die Prognose eine wesentliche Rolle. Darin gibt der Pathologe die Art und Bösartigkeit (Malignität) des Tumors an (Näheres s. Klassifikation des Prostatakarzinoms). Bei richtiger Behandlung günstig ist zum Beispiel ein kleiner, einseitiger, weit von der Prostatakapsel entfernter Tumor, der aus Drüsenzellen entstanden ist (Adenokarzinom) und sich möglichst wenig von gesundem Prostatagewebe unterscheidet. Letzteres ist am Gleason-Score erkennbar (bis 6).

Frage: Wozu sind Nomogramme gut? Kann man sich darauf verlassen?

Antwort: Mit Nomogrammen lassen sich Vorhersagen machen, wie wahrscheinlich ein bestimmtes Ereignis eintreten wird, zum Beispiel wie weit sich Prostatakrebs tatsächlich ausgebreitet hat oder ob er nach einer Behandlung fortschreiten wird. Für Prostatakrebs gibt es zahlreiche Nomogramme (z.B. Partin-Tabellen, Kattan-Nomogramme). Jedes dient einer besonderen Vorhersage und verwendet dafür einzelne Befunde des Betroffenen (meist PSA-Wert, Gleason-Score und TNM-Stadium). Nomogramme werden meist auf Basis von Studien entwickelt. Ihre Zuverlässigkeit wird prospektiv (vorausschauend) geprüft, das heißt, man macht damit zahlreiche Vorhersagen und zählt, wie oft diese eintreffen. Erst nach einer solchen Validierung werden sie allgemein eingesetzt. Gleiches gilt übrigens auch für spezielle Computerprogramme, die mehr Befunde verarbeiten können.

Frage: Wovon hängt es ab, wie Prostatakrebs behandelt wird?

Antwort: Zunächst einmal natürlich von der Art, der Bösartigkeit und der Ausbreitung des Tumors sowie vom PSA-Wert. Mindestens genauso wichtig ist aber der Patient: Sein Alter, sein Gesundheitszustand und seine persönlichen Einstellungen und Wünsche. So würde der Arzt beispielsweise seinem betagten, herzkranken Patienten mit einem wohl ungefährlichen Prostatakrebs im Frühstadium wahrscheinlich keine schwere Operation empfehlen. Vielleicht wünscht sich dieser aber trotzdem, dass der Tumor sicher entfernt wird. Wichtig für den Erfolg einer Behandlung sind daher immer, dass sich der Betroffene ausführlich über die Vor- und Nachteile jeder infrage kommenden Methode beraten lässt und seine Entscheidung zusammen mit dem Arzt und eventuell seiner Partnerin trifft.

Frage: Mein Krebs ist noch auf die Prostata begrenzt und hat noch nicht gestreut. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Antwort: Grundsätzlich sechs: Operation (radikale Prostatektomie, mit oder ohne Lymphknotenentfernung), Bestrahlung von außen (perkutane Strahlentherapie), Bestrahlung von innen (Brachytherapie), Aufschieben der drei genannten Methoden bis zum Fortschreiten des Tumors (aktive Überwachung), Hormontherapie sowie nur Behandlung von Beschwerden bei Fortschreiten des Tumors (abwartendes Beobachten). Die ersten drei Methoden sind auf Heilung ausgerichtet (kurativ), die letzten beiden nur auf Linderung (palliativ). Jede hat ihre eigenen Vor- und Nachteile. Die individuelle Therapie richtet sich nach den Befunden und wird von Arzt und Patient gemeinsam ausgewählt.

Frage: Ich habe Prostatakrebs, der schon die Lymphknoten befallen hat. Wie kann ich behandelt werden?

Antwort: Sofern nur die Lymphknoten in der Umgebung befallen sind, können infrage kommen: Radikale Prostatektomie mit Lymphknotenentfernung (Operation) oder Strahlentherapie, jeweils kombiniert mit einer Hormontherapie, sofortige oder verzögerte Hormontherapie sowie abwartendes Beobachten (engl. watchful waiting, Behandlung von Beschwerden bei Fortschreiten des Tumorbefalls). Sind Fernmetastasen vorhanden (Befall von entfernten Lymphknoten oder anderen Organen), ist die Auswahl in der Regel auf die Hormontherapie und das abwartende Beobachten beschränkt.

Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden Sie unter „Prostatakarzinom

  • zur Einteilung der Ausbreitungsstadien von Prostatakrebs und zum Abschätzen des weiteren Verlaufs, auch mit Nomogrammen, unter Stadien und Prognose
  • zur Auswahl des geeignetsten Therapieverfahrens bei Prostatakrebs, abhängig von individuellen Faktoren, Tumorstadium und Merkmalen des Tumors unter Behandlungsplanung