Digitale rektale Untersuchung (DRU)

Die Untersuchung des Mastdarms (Rektum) und der Nachbarorgane (z.B. Prostata) mit dem Finger (lateinisch digitus) ist einfach, schnell und schmerzlos. Sie liefert erste Anhaltspunkte bei Erkrankungen der Prostata und des Rektums.

Weil sich die Prostata unterhalb der Harnblase unmittelbar vor dem Rektum befindet, ist sie für eine Palpation (Tastuntersuchung) vom Rektum aus gut zugänglich (s. auch Anatomie der Prostata). Die Tastuntersuchung der Prostata wird als DRU (digitale rektale Untersuchung) bezeichnet. Neben der Untersuchung der Prostata könne auch Veränderungen im Rektum ertastet werden.

Beurteilt werden bei der DRU beispielsweise:

  • Analkanal: Schließmuskel-Spannung, Schleimhauteinrisse, Knoten
  • Rektum: Blutung, Knoten, Verschieblichkeit der Wand über der Prostata
  • Prostata: Größe, Form, Abgrenzbarkeit, Druckschmerz, Konsistenz, Knoten, Verhärtungen, Fluktuation (Flüssigkeitsbewegung)
  • Samenblasen (falls erreichbar): Größe, Druckschmerz, Konsistenz

Manche Männer empfinden die DRU als unangenehm, vielleicht peinlich. Sie ist aber keinesfalls schmerzhaft, sofern keine Veränderungen vorliegen wie Einrisse der Analschleimhaut oder eine Prostataentzündung (Prostatitis). Der Arzt denkt jedoch sicher an diese Dinge und führt die Untersuchung deshalb sehr vorsichtig durch.

Obwohl sich mit der DRU nur ein geringer Prozentsatz der Prostatakarzinome feststellen lässt, gehört sie zu jeder Krebsvorsorge. Sie kann ohne Apparatur von jedem Urologen einfach vorgenommen werden und ist mit geringer Belästigung für den Patienten und niedrigen Kosten verbunden. Außerdem kann durch die DRU eine vergrößerte Prostata ertastet werden, die unter Umständen eine Ursache für ein BPS sein kann (s. Untersuchung beim BPS).

Ein noch auf das Organ begrenztes Prostatakarzinom ist erst ab einer bestimmten Größe zu tasten, die von der Lage des Tumors abhängt. Die meisten Tumore entstehen in der sogenannten peripheren Zone der Prostata (unten, seitlich und hinten, s. Entstehung und Formen des Prostatakarzinoms). Sie könnten deshalb mittels DRU entdeckt werden, wenn sie ein Volumen von mindestens 0,2 ml haben. Tatsächlich fallen nur etwa 60% der vorhandenen Tumoren bei der DRU auf (niedrige Sensitivität von 51-67%). Liegt dagegen kein Tumor vor, ist die DRU zu 94% unauffällig (relativ hohe Spezifität von 91-96%).

Ergibt die DRU einen krebsverdächtigen Befund, ist sie also positiv, beträgt die Wahrscheinlichkeit 28%, dass tatsächlich Prostatakrebs vorliegt (positiver prädiktiver Wert 20-36%). Dann empfiehlt sich eine Probeentnahme (Prostatabiopsie). Ist sie hingegen negativ (unauffällig), so ist zu 98-99% kein Tumor vorhanden (negativer prädiktiver Wert). Bei dem negativ prädiktiven Wert muss aber beachtet werden, dass er sich auf alle untersuchten Männer bezieht, auch die gesunden, und nur bei 1-2 von 1000 untersuchten Männern tatsächlich ein Prostatakarzinom diagnostiziert wird.

Mit der DRU alleine ist also Prostatakrebs weder nachzuweisen noch sicher auszuschließen. Sie reicht deshalb zur Krebsvorsorge nicht aus (s. dazu auch Früherkennung des Prostatakarzinoms). Hierbei sollte zusätzlich eine PSA-Bestimmung erfolgen, denn bei einem positiven Tastbefund, der unabhängig vom PSA-Wert erhoben wurde, sind etwa 40% der Tumoren fortgeschritten und haben die Prostatakapsel bereits durchbrochen. Die Kombination beider Untersuchungen hingegen ermöglicht es, einen Tumor in einem früheren Stadium zu entdecken. Ebenso gelingt aber auch der Ausschluss eines Prostatakarzinoms mit größerer Sicherheit.

Bei der Früherkennungsuntersuchung sollte unabhängig von der Höhe des PSA-Werts eine DRU durchgeführt werden. Selbst bei einem Wert niedrigem PSA-Wert könnte ein Tumor vorhanden sein und mittels DRU entdeckt werden.

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