Ursachen des Prostatakarzinoms

Warum Prostatakrebszellen entstehen und sich manche zu einer lebensbedrohlichen Krankheit weiterentwickeln, ist unbekannt. Als Risikofaktoren gelten das Alter sowie genetische, hormonelle und andere Faktoren.

Das Alter ist der größte Risikofaktor für die Entwicklung von Prostatakrebs. Während dieser Tumor vor dem 45. Lebensjahr praktisch nicht vorkommt, steigt die Neuerkrankungsrate danach stetig und ab dem 60. Lebensjahr steil an bis zu einem Gipfel bei den 70-79-Jährigen, um danach wieder abzufallen (s. im Abschnitt „Häufigkeit“ unter Altersverteilung). In den letzten Jahren waren ein Anstieg in den jüngeren und ein Rückgang in den höheren Altersgruppen zu verzeichnen, wohl auch, weil sich die Männer immer früher untersuchen lassen. Neben dem Alter werden folgende, nur zum Teil beeinflussbare Risikofaktoren diskutiert:

Genetische Faktoren

Prostatakrebs tritt in verschiedenen Bevölkerungen in unterschiedlicher Häufigkeit auf (gering in Asien, höher bei farbigen als bei weißen US-Amerikanern, höher in Nordeuropa als in Südeuropa, s. auch Häufigkeit des Prostatakarzinoms). Dies lässt einen Einfluss von Erbfaktoren vermuten, schließt aber andere Ursachen nicht aus (z.B. Umwelteinflüsse und Ernährung).

Ähnliches gilt für 10-20 % der Prostatakarzinome, die gehäuft innerhalb von Familien vorkommen. So spricht man von einem familiären Prostatakarzinom, wenn mindestens zwei erstgradig Verwandte (Vater, Bruder, Sohn) oder ein erstgradig und zwei oder mehr zweitgradig Verwandte betroffen sind. In etwa der Hälfte der Fälle liegt sogar ein hereditäres (erbliches) Prostatakarzinom vor, dann wenn mindestens drei erstgradig Verwandte oder drei Generationen in Folge oder zwei Brüder in jüngerem Alter betroffen sind (s. o.).

Solche Tumoren entstehen vermutlich durch das Zusammenwirken von genetischen Veränderungen und anderen Faktoren. Einige mögliche Gene wurden bereits identifiziert, andere Abschnitte des Erbguts und vor allem die Frage, warum sich selbst bei vorhandenen Genveränderungen nicht in jedem Fall einen Prostatakrebs entwickelt, werden noch untersucht.

Männer, deren Väter und/oder Brüder an Prostatakrebs erkrankt sind oder waren, haben ein mindestens doppelt so hohes Risiko, ebenfalls einen solchen Tumor zu entwickeln. Es steigt zudem umso mehr, je jünger, je enger verwandt und je zahlreicher die betroffenen Angehörigen sind oder waren (s. hierzu auch Prostatakrebs bei Verwandten erhöht das eigene Risiko). Die größere Erkrankungsgefahr und die Tatsache, dass das hereditäre Prostatakarzinom 6-7 Jahre früher auftritt als gewöhnlich, sollten Anlass geben, bei Prostatakrebs in der Familie die Vorsorgeuntersuchung frühzeitig und regelmäßig in Anspruch zu nehmen. Ein kürzlich (2017) publizierter Risiko-Score verweist darauf, dass das Risiko um das 5,6-fache erhöht ist, an Prostatakrebs zu erkranken (s. o.).

Hormonelle Faktoren

Männliche Geschlechtshormone (Androgene) spielen beim Prostatakarzinom eine wichtige Rolle. So soll dieser Krebs nach Kastration vor der Pubertät (bei Eunuchen) nicht vorkommen und nach Kastration vor dem 40. Lebensjahr oder bei anderen Erkrankungen mit Störung der Androgenbildung nur sehr selten. Zudem kann die Absenkung der Androgene („Androgenentzug“) sowohl zu einer Schrumpfung der Prostata als auch zur Rückbildung von Prostatakrebs führen (s. Hormontherapie des Prostatakarzinoms).

Ein weiterer Hinweis ist die relative Seltenheit von Prostatakrebs bei Asiaten (s. Häufigkeit des Prostatakarzinoms). Bei ihnen soll die Androgenbildung niedriger sein als bei Europäern und Nordamerikanern, genauso wie die in der Prostata stattfindende Umwandlung von Testosteron in DHT (Dihydrotestosteron, s. Sexualhormone). Dies könnte genetisch bedingt sein, jedoch auch auf die Ernährung, Umwelteinflüsse oder andere, unbekannte Faktoren zurückgehen (s.u.).

Bislang sind noch zahlreiche Fragen offen, zum Beispiel ob Androgene Prostatakrebs verursachen können oder lediglich das Wachstum von aus anderen Gründen entstandenen Tumoren fördern. Möglicherweise ist auch nicht ein einzelnes Androgen wie Testosteron oder Dihydrotestosteron (DHT), ein biologisch aktives Stoffwechselprodukt des Hormons Testosteron, für die Wirkung verantwortlich, sondern ein Ungleichgewicht mehrerer Hormone, worunter sich zudem auch weibliche Geschlechtshormone (Östrogene) befinden könnten. Bei Männern mit einem Mangel an Testosteron scheint der Ersatz dieses Hormons das Prostatakrebsrisiko jedenfalls nicht zu erhöhen (s. hierzu Testosteronersatztherapie und Prostatakarzinom).

Die Höhe des Testosteron-Spiegels im Serum ermöglicht keine Aussage auf das Vorliegen eines Prostatakrebses.

Umwelteinflüsse und Ernährung

Bei Asiaten, die in die USA einwandern, steigt das Risiko für Prostatakrebs an, es ist in der nächsten Generation gleich hoch wie bei gebürtigen US-Amerikanern. Dies verdeutlicht den Einfluss von Umwelt und Ernährung, vielleicht nicht auf das Entstehen, aber zumindest auf das Wachstum des Prostatakarzinoms.

Unter den Umweltfaktoren gibt es möglicherweise auch solche mit einem positiven Effekt: Die natürliche UV-Strahlung der Sonne fördert die Bildung von Vitamin D in der Haut und soll so eine schützende Wirkung haben. Dies könnte das deutliche Nord-Süd-Gefälle der Häufigkeit von Prostatakrebs in Europa erklären. So sollen die Männer über eine gesunde Lebensweise beraten werden, was die Ernährung, körperliche Bewegung (Sport) und auch die psychosoziale Situation einschließt.

Gesicherte Erkenntnisse zur Rolle der Ernährung liegen derzeit nicht vor. Das Prostatakrebsrisiko erhöhen könnten u. a. die vermehrte Zufuhr von Fleisch (v. a. rotem), Fett (v. a. tierischen, gesättigten Fetten), Milch, Milchprodukten und manchen Mikronährstoffen (z. B. Zink). Andere Nahrungsmittel wie Tomatenprodukte und Soja könnten es hingegen vermindern. Bezüglich Übergewicht gibt es widersprüchliche Daten (mehr zur Ernährung s. Vorbeugung gegen Prostatakrebs). Erhöhtes Körpergewicht (Adipositas) korreliert mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, ein aggressives Prostatakarzinom zu entwickeln.

Weitere Faktoren

Entzündungen spielen bei der Entstehung zahlreicher bösartiger Tumoren eine Rolle (z.B. in der Leber). Dies könnte auch auf Prostatakrebs zutreffen, zum Beispiel durch Förderung der Bildung einer so genannten high grade-PIN, einer Krebsvorstufe, die gehäuft in der Nachbarschaft von Prostatakrebszellen auftreten. Das Erkrankungsrisiko scheint nach Prostatitis und sexuell übertragbaren Krankheiten (z. B. Syphilis) etwas erhöht. Bezüglich verschiedener Einflüsse (Bakterien, Viren) ist die Datenlage unzureichend.

Der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Prostatakrebs ist unklar, vermutlich wirkt aber körperliche Bewegung (Sport) vorbeugend. Rauchen und Alkohol-Abusus scheinen das Entstehen eines Prostatakarzinoms nicht zu fördern, Rauchen jedoch dessen Fortschreiten (zu Bewegung, Rauchen und Alkohol s. auch Vorbeugung gegen Prostatakrebs).

Ob eine Vasektomie (ein chirurgischer Eingriff zur Sterilisation des Mannes) Einfluss auf das Prostatakrebsrisiko hat, ist wissenschaftlich nicht belegt, ebenso Sexualverhalten, gutartige Prostatavergrößerung (benignes Prostatasyndrom), Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“), Beruf und sozialer Status.

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