Abwartendes Beobachten (Prostatakarzinom)
Bei beiden Methoden überwacht man den Betroffenen und entscheidet erst beim Fortschreiten des Tumors über die weitere Therapie. Deshalb fasst man beide auch als verzögerte Behandlung (engl. deferred treatment) oder konservatives Vorgehen zusammen. Der Hauptunterschied liegt im Ziel:
Beim abwartenden Beobachten (engl. watchful waiting, WW) kontrolliert man den Patienten und leitet eine palliative (die Beschwerden lindernde) Behandlung ein, sobald der Patient dies wünscht oder der Tumor Symptome (Krankheitszeichen) verursacht. Bei der aktiven Überwachung (engl. active surveillance, AS) schiebt man dagegen eine kurative (auf Heilung zielende) Behandlung unter engen Kontrollen so lange auf, bis der Tumor fortschreitet oder der Patient die Therapie wünscht. In beiden Fällen will man also eine Behandlung und deren mögliche Nebenwirkungen möglichst lange vermeiden, bei der aktiven Überwachung jedoch ohne die Möglichkeit zu einer Heilung aufzugeben.
Grundsätzlich ja. Das abwartende Beobachten ist in jedem Stadium der Erkrankung möglich. Bei einem noch lokal begrenzten Prostatakarzinom geht man jedoch das Risiko ein, dass man zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr kurativ (auf Heilung abzielend) behandelt werden kann (Radikaloperation, Strahlentherapie).
Deshalb würde man dieses Vorgehen nur wählen, wenn eine kurative Behandlung aus irgendwelchen Gründen nicht möglich ist, der Betroffene eine solche ablehnt oder die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass er nicht an, sondern mit dem Krebs sterben wird. Letzteres wird vermutet, wenn seine Lebenserwartung (z.B. wegen des Alters oder Begleiterkrankungen) weniger als etwa 10 Jahre beträgt oder der Tumor voraussichtlich nicht rasch weiterwachsen wird (z.B. Gleason-Score bis 7).
Da ist schwer zu sagen. Der Wiederanstieg des PSA-Werts bedeutet entweder ein Tumorrediziv (lokales Wiederauftreten des Tumors) oder das Wachstum von Metastasen (Tochtergeschwülste in Lymphknoten oder an anderen Stellen des Körpers). Bei einem Rezidiv würde eine lokale Therapie, bei Ihnen eine Bestrahlung von außen (perkutane Strahlentherapie) eine Chance auf Heilung bieten, das abwartende Beobachten wäre vielleicht riskant. Bei Metastasen käme eine sofortige oder aufgeschobene Hormontherapie infrage. Welches Vorgehen bei Ihnen am günstigsten ist, hängt von vielen Dingen ab. Am besten sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, der Sie und Ihre Befunde kennt.
Die Lymphknoten sind wahrscheinlich (aber nicht sicher) vom Krebs befallen, wenn sie im MRT vergrößert erscheinen. Sie würden bei einer Operation entfernt werden (Lymphadenektomie), was eine zusätzliche Belastung und mögliche Komplikationen bedeutet, aber vielleicht auch eine Heilung. Die Alternative ist ein palliatives, also linderndes und nicht auf Heilung abzielendes Vorgehen: eine sofortige oder aufgeschobene Hormontherapie. Sie würde man wählen, wenn man davon ausgeht, dass sich bereits Metastsasen gebildet haben (in den Lymphknoten oder an anderen Stellen des Körpers). Sie sollten sich von Ihrem Arzt beraten lassen und dann über das weitere Vorgehen entscheiden.
Selbst wenn bereits Metastasen vorhanden sind, kann man auf Wunsch des Patienten abwarten, zumindest solange diese oder das Prostatakarzinom (z.B. beim Wasserlassen) keine Beschwerden verursachen. Normalerweise empfiehlt sich eine sofortige oder bis zum Auftreten von Beschwerden aufgeschobene Hormontherapie. Wenn eine solche Behandlung bereits erfolgt ist, nicht durchgeführt werden kann oder abgelehnt wird, kommen andere Therapieformen in Betracht. Hierüber ist im Einzelfall zu entscheiden.
Der Arzt befragt den Patienten nach seinen Beschwerden (z.B. beim Wasserlassen) und untersucht ihn auf Gefahren, die vom Tumor selbst (z.B. Einengung der Harnröhre) oder seinen Metastasen (Tochtergeschwülste, z.B. im Knochen) ausgehen können. Die Kontrolluntersuchungen sollten regelmäßig und so häufig erfolgen, dass Symptome (Krankheitszeichen) und drohende Komplikationen möglichst früh erkannt werden. Somit kann man rechtzeitig über die Einleitung einer Behandlung entscheiden, die sich gezielt dagegen richtet.
Während bei der aktiven Überwachung eine kurative (auf Heilung abzielende) Behandlung aufgeschoben wird, leitet man beim abwartenden Beobachten also erst bei Bedarf eine palliative (lindernde) Therapie ein. Deshalb ist es auch hier meist nicht nötig, den PSA-Wert zu bestimmen und eine (weitere) Prostatabiopsie durchzuführen.
Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden Sie in der Rubrik „Therapie bei Prostatakrebs“ unter „Abwartendes Beobachten bei Prostatakrebs“.