Hormontherapie
Weil das Wachstum von Prostatakrebszellen von Androgenen (männlichen Geschlechtshormonen) abhängig ist, kommt es darauf an, diese möglichst vollständig auszuschalten. Ein solcher Androgenentzug ist auf zwei Wegen möglich: Durch Absenken der Produktion in den Hoden durch deren Entfernung (beidseitige Orchiektomie) oder mit Medikamenten
(LH-RH-Analoga, LH-RH-Antagonisten, Östrogene) oder aber durch Hemmung der Wirkung der Androgene mit Medikamenten (Antiandrogene). Am häufigsten werden LH-RH-Analoga verwendet.
Es gibt derzeit LH-RH-Analoga mit einer Wirkdauer von einem, zwei, drei und sechs Monaten. Es gibt verschiedene Darreichungsformen. Diese bestimmt die Dicke der zum Spritzen nötigen Nadel. Die Auswahl hängt aber auch davon ab, in welchen Abständen Kontrolluntersuchungen nötig sind. Bitte fragen Sie Ihren Arzt, ob er Sie auf ein länger wirksames Depot umstellen kann.
Nein, das ist nicht zu erwarten. Diese Beschwerden kommen vom Entzug der männlichen Geschlechtshormone (Androgene) und sind Bestandteil des so genannten Androgenentzugssyndroms. Wie der Entzug zustande kommt, mit LH-RH-Analoga, LH-RH-Antagonisten oder Orchiektomie (Hodenentfernung), hat praktisch keinen Einfluss auf die Beschwerden. Zudem wäre eine Orchiektomie nicht mehr rückgängig zu machen, während Medikamente gegebenenfalls abgesetzt werden können, um die Beschwerden zu bessern.
Ja, es gibt verschiedene Medikamente, die diese Symptome günstig beeinflussen, aber auch Nebenwirkungen haben können. Am besten fragen Sie Ihren Arzt, welches Medikament sich für Sie am besten eignet.
Nein, grundsätzlich ist es Ihre Krankheit, Ihre Entscheidung, Ihr Leben. Ein guter Grund für den Aufschub wäre, mögliche Nebenwirkungen der Hormontherapie zumindest vorerst zu vermeiden. Ob dies gefahrlos möglich ist, ist nicht in allen Fällen klar. Am besten, Sie besprechen das in Ruhe mit Ihrem Arzt.
Die Behandlung mit einem LH-RH-Analogon ist eigentlich eine lebenslange Therapie, weil sie Prostatakrebs nicht heilen, sondern nur aufschieben kann. Das Abbrechen eines solchen Androgenentzugs würde früher oder später zum ungebremsten Fortschreiten der Erkrankung führen. Unter bestimmten Bedingungen ist es jedoch möglich, die Behandlung zu unterbrechen, bis erste Anzeichen für ein Fortschreiten erkennbar werden,
zum Beispiel ein Wiederanstieg des PSA-Werts. Damit können die Nebenwirkungen in der therapiefreien Zeit zurückgehen, so dass zum Beispiel Libido („Lust“) und Erektion (Gliedversteifung) besser werden. Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass dieser intermittierende (zeitweise unterbrochene) Androgenentzug auf lange Sicht auch negative Folgen hat.
Ja, sicher. Bei einem lokal begrenzten Prostatakarzinom wäre jedoch eine kurative (auf Heilung zielende) Therapie die erste Wahl. Das sind aktive Überwachung, radikale Prostatektomie oder Strahlentherapie. Natürlich nur, sofern nichts dagegen spricht wie Alter, Begleiterkrankungen oder Wunsch des Betroffenen. Die andere Möglichkeit ist eine palliative (lindernde) Behandlung mit einer sofortigen oder aufgeschobenen Hormontherapie oder dem abwartenden Beobachten. Letzteres bedeutet abzuwarten bis Beschwerden auftreten und diese dann zu behandeln.
Laut Studien bietet die maximale Androgenblockade (MAB) einen kleinen Überlebensvorteil gegenüber der Behandlung mit einem LH-RH-Analogon alleine, allerdings bei mehr Nebenwirkungen. Ob bei Ihnen eine MAB infrage kommt, sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen, der Sie und Ihre Befunde kennt.
Das ist ein äußerst komplizierter Prozess, den man immer noch nicht vollständig versteht, obwohl bereits viele Einzelheiten entdeckt wurden. Eine große Rolle spielen Anpassungsvorgänge in den Krebszellen, zum Beispiel Veränderungen des so genannten Androgen-Rezeptors, also der Stelle, an der die männlichen Geschlechtshormone binden, um ihre Wirkung zu entfalten.
Bei einer maximalen Androgenblockade kann das Antiandrogen mit der Zeit nicht mehr – wie der Name sagt – als Gegenspieler zu den männlichen Geschlechtshormonen wirken, sondern sogar einen gegenteiligen Effekt entwickeln, also das Tumorwachstum fördern. In diesem Fall kann das Absetzen des Antiandrogens den Tumor bremsen, was man als Antiandrogen-Entzugssyndrom bezeichnet (engl. antiandrogen withdrawal syndrome).
Wenn der Androgenentzug (die medikamentöse Kastration, meist mit einem LH-RH-Analogon plus evtl. einem Antiandrogen) wirksam ist, der Blutspiegel von Testosteron also auf dem sog. Kastrationsniveau (unter 50ng/dl) liegt, und der Tumor trotzdem fortschreitet, spricht man von einem kastrationsresistenten Prostatakarzinom (CRPC). Bei fehlenden oder geringen Beschwerden kann man zunächst abwarten, falls keine Metastasen nachweisbar sind. Falls doch, kann eine Behandlung mit Abirateron (blockiert die Bildung von Androgenen), Docetaxel (ein Zytostatikum) oder Enzalutamid infrage kommen.
Ausführlichere Informationen zu diesem Thema finden Sie in der Rubrik „Therapie bei Prostatakrebs“ unter Hormontherapie.